"Spiegel"-Bericht

D: Tausende Taliban-Kämpfer unter Flüchtlingen

Ausland
22.04.2017 15:28

Es sind angesichts der Terror-Welle, die derzeit über den europäischen Kontinent hinwegfegt, wahrlich beunruhigende Nachrichten: Im Zuge der Flüchtlingskrise sind nämlich einem "Spiegel"-Bericht zufolge ab 2015 womöglich mehrere Tausend Taliban-Kämpfer aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Der Generalbundesanwalt ermittle bereits in mehr als 70 Fällen. Sechs Männer säßen in Untersuchungshaft. In den kommenden Tagen sollten in Berlin und Koblenz die ersten Verfahren gegen beschuldigte Afghanen beginnen.

Dem Nachrichtenmagazin zufolge besteht bei einer mittleren vierstelligen Zahl von Flüchtlingen der Verdacht, dass es sich um frühere Taliban-Mitglieder handelt. Die Betroffenen hätten sich während des Asylverfahrens selbst belastet. Ob ihre Angaben zutreffen, sei allerdings bisher unklar.

Manche hofften womöglich auf bessere Bleibeperspektiven, wenn sie sich als ehemalige Taliban ausgeben. Dabei könnten sie darauf spekulieren, dass sie nicht nach Afghanistan abgeschoben werden, weil eine Mitgliedschaft bei den Taliban dort mit der Todesstrafe geahndet wird.

Ermittler rechneten nun mit zahlreichen Terrorprozessen gegen mutmaßliche Taliban-Kämpfer - zusätzlich zu den laufenden Verfahren gegen angebliche Mitglieder der Extremistenmiliz IS. Zuletzt hatte die Bundesanwaltschaft Alarm geschlagen und eine Überlastung durch immer mehr Verfahren gegen Islamisten beklagt.

Taliban in Afghanistan weiter auf dem Vormarsch
Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich rapide verschlechtert, seit die NATO ihren Kampfeinsatz Ende 2014 offiziell beendet und die meisten Truppen abgezogen hat. Der Kampfeinsatz wurde von einem Ausbildungseinsatz abgelöst. Die einheimischen Sicherheitskräfte erleiden im Kampf gegen die Taliban seit Monaten schwere Verluste. US-Generäle warben jüngst um mehr Truppen.

Allein 2016 hatten die Taliban in Afghanistan mehr als 6000 Soldaten und Polizisten getötet. In vielen Provinzen kontrollieren sie zusammenhängendes Gebiet. Weil sich in Afghanistan der Konflikt zwischen Regierung und Taliban weiter verschärft, sind auch Abschiebungen in das Land politisch umstritten.

Verkleidete Taliban töteten 140 Soldaten
Bei einem ungewöhnlich heftigen Angriff der Taliban auf eine Militärbasis in der afghanischen Nordprovinz Balch wurden erst am Samstag mindestens 140 Soldaten getötet und mehr als 160 verwundet, wie der Vorsitzende des Provinzrates, Mohammed Ibrahim Khair Andesh, der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die Taliban sprachen sogar von mehr als 500 Toten und Verwundeten. Balch gehörte lange zu den eher sicheren Provinzen Afghanistans.

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