Neues Album

Schweden-Rocker Europe stark wie nie zuvor

Musik
06.03.2015 17:00
Mit dem Welt-Hit "The Final Countdown" wurden die schwedischen Hard-Rocker Europe 1986 zu Weltstars - ihre wahre musikalische Berufung haben sie aber erst drei Dekaden später gefunden. Auf ihrem zehnten Studioalbum "War Of Kings" frönen Joey Tempest und Co. dem klassischen Hard Rock der 70er- und 80er-Jahre, ohne dabei ins Schmalzige zu rutschen.
(Bild: kmm)

Künstlerischer Anspruch und Kommerz schließen sich nicht per se aus, haben aber oftmals nicht viele Gemeinsamkeiten. Ein gutes Beispiel dafür sind oder waren die schwedischen Rocker von Europe, deren größte Erfolge mittlerweile gut 30 Jahre zurückliegen und nicht unbedingt mit konzeptionellem Tiefgang brillierten. "The Final Countdown" hieß das mehrfach Gold- und Platin-veredelte Erfolgsalbum der Stockholmer, mit dem sie es sogar bis nach Amerika schafften und sich als europäisches Pendant der einstigen Blusenöffner wie Whitesnake oder Def Leppard etablierten.

Unbezahlbare Pause
Den anfangs kantigen und an die legendären Rainbow angelehnten Hard Rock gaben Europe zugunsten des internationalen Durchbruchs auf – so richtig glücklich schienen Sänger Joey Tempest und Co. aber trotz der Riesenerfolge nicht zu sein, sonst hätte sich die Band Anfang der 90er-Jahre nicht sang- und klanglos aufgelöst. Mitunter war dies natürlich dem Vormasch von Grunge und Alternative Rock geschuldet, für Europe selbst war die zwölfjährige Pause bis zur Reunion 2004 aber eine unbezahlbare Entscheidung.

Seit die zweite Lebensphase der Skandinavier begonnen hat, konzentriert sich das urige Quintett vermehrt auf Hard und Blues-Rock und verzichtet damit getrost auf schnulzige Balladen für die weiten Flächen des Formatradios. Zugegeben – es hat ein paar Alben gebraucht, bis sich die einstigen Chartbreaker wieder in das Gedächtnis ihrer Fans zurückgespielt haben, aber spätestens mit dem 2008er-Werk "Last Look At Eden" pinnten sich die Rocker auch wieder auf die internationalen Landkarten. Zu den Highlights zählte dabei auch der Auftritt auf der Wiener Donauinsel 2011 vor etwa 80.000 begeisterten Fans. Und auch wenn Europe natürlich von den eingängigen Hits der Vergangenheit zehren, brauchen sich die schrofferen neuen Nummern nicht verstecken.

Plagiatfreier Classic Rock
Mit "War Of Kings" gelingt der Band ganze 36 Jahre nach der ersten offiziellen Bandgründung (damals noch als "Force") ein qualitativ hochwertiges, gänzlich dem Spät-70er/Früh-80er-Jahre verschriebenes Rock-Werk, mit dem sie den Terminus Classic Rock zwar nicht neu definieren, ihn aber in seiner besten Form präsentieren. Tempest war schon im Vorfeld dementsprechend euphorisch. "'War Of Kings' ist genau das Album, das wir schon immer machen wollten, seit wir als Kids Led Zeppelin, Deep Purple und Black Sabbath gehört haben." Fürwahr – bei den ganz Großen ihrer Zunft kupfern Europe gerne ab, ohne dabei aber allzu stark ins Plagiat-Fadenkreuz zu kommen.

Der Song "Second Day" ist aber derart nahe an Deep Purple angelehnt, dass man sich trotz zeitgemäß drückender, aber glücklicherweise niemals übertriebener Produktion unweigerlich um einige Jahrzehnte zurückgebeamt fühlt. Dazu atmet "War Of Kings" auch die Epik der alten Dio-Rainbow. Auch wenn Tempests Stimmvolumen niemals an die verstorbene Rock-Legende rankommt, schließen Songs wie der Titeltrack oder "Hole In My Pocket" eine Lücke, die der kleine Mann mit dem großen Organ schmerzlich hinterlassen hat.

Abwechslung mit Stil
Schmalzige Keyboardspuren werden gänzlich weggelassen. Wenn, dann tönt Mic Macheli darauf angenehm songdienlich im Hintergrund, ohne sich an die Spitze zu stellen. Europe gelingt es auch scheinbar mühelos, viel Abwechslung auf "War Of Kings" zu bringen. So wüten "Praise You" und "Nothin' To Ya" sogar in bluesigen Stoner-Rock-Gefilden, setzt sich das Hauptriff von "Days Of Rock'n'Roll" als Ohrwurm fest und zeigt die Ballade "Angels (With Broken Hearts)", dass Entschleunigung auch mit Stil und Würde funktoniert.

Europe gelingt mit "War Of Kings" tatsächlich eines der besten Hard-Rock-Alben seit langer Zeit, was gerade ob der Langlebigkeit der Band alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Daran wird sich nicht nur das Schweden-Gespann selbst, sondern fortan auch der Mitbewerb messen müssen. Mit Sicherheit keine einfache Angelegenheit.

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