TV-Falschmeldung

Panik in Georgien nach Bericht über Russen-Einmarsch

Ausland
14.03.2010 09:11
Durch eine Fernseh-Falschmeldung über einen angeblichen Kriegsausbruch ist in Georgien eine Massenpanik ausgebrochen: Ein regierungsnaher Sender hatte am Samstagabend den Einmarsch russischer Truppen in der Südkaukasus-Republik sowie den Tod des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili gemeldet und damit viele Georgier in Angst und Schrecken versetzt. Die Mutter eines Soldaten starb an einem Herzinfarkt.

Der von Saakaschwili kontrollierte TV-Sender Imedi erklärte erst am Ende der mehr als zehnminütigen Nachrichtensendung (siehe Video auf YouTube in der Infobox, Bericht bei 2:30 Minuten), dass es keinen neuen Krieg gebe. Es sei nur eine "mögliche Entwicklung" gezeigt worden, hieß es. Russland, die georgische Opposition und Politologen sprachen von einem Skandal.

Soldaten-Mutter starb an Herzinfarkt
Georgische Medien berichteten von chaotischen Zuständen und sogar von Panikkäufen, etwa bei Benzin. Groß war die Aufregung in der Stadt Gori, die russische Truppen während des Krieges im August 2008 besetzt hatten. Notdienste mussten demnach Dauereinsätze fahren. Die Mutter eines georgischen Soldaten, die die TV-Sendung gesehen hatte, sei an einem Herzinfarkt gestorben, teilte der Parlamentsabgeordnete Dmitri Lortkipanidse mit.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax hatte zunächst auf Grundlage der Imedi-Sendung vom angeblichen Kriegsbeginn berichtet, zugleich aber darauf hingewiesen, dass nur dieser Sender die Information verbreite. Imedi gab aber tatsächlich mit Archivbildern vor, dass russische Truppen Georgien besetzt und Saakaschwili getötet hätten. Die georgische Opposition hätte dem Bericht zufolge nach dem Putsch eine neue Regierung gebildet.

Saakaschwili ein "gefährlicher Mensch"
Georgiens Opposition und russische Politiker warfen Saakaschwili vor, die Bürger in Angst versetzt zu haben. "Er ist ein schwer kranker und gefährlicher Mensch, er handelt wie ein Verbrecher", sagte der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin der Agentur Interfax. In spontanen Straßenprotesten forderten Demonstranten in Tiflis eine Bestrafung der Verantwortlichen. Der TV-Sender entschuldigte sich in einem Laufband bei den Zuschauern. Imedi drohe eine Klagewelle schockierter Georgier, hieß es vom Journalistenverband in Tiflis.

Saakaschwili selbst verteidigte den gefälschten Bericht zur besten Sendezeit der Abendnachrichten. Die Darstellung sei zwar "unangenehm, aber maximal realitätsnah" gewesen. Die zur Opposition gewechselte frühere Parlamentschefin Nino Burdschanadse sprach von einer "ungeheuerlichen Provokation". Es gehe Saakaschwili darum, Angst vor den Russen in der Bevölkerung zu schüren, damit er seinen Posten behalte, sagte Burdschanadse.

Nach dem Südkaukasuskrieg 2008 hatte Georgien die Kontrolle über seine abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien verloren. Russland wirft Georgien vor, mit einer Aufrüstung und verlogener Staatspropaganda eine Rückeroberung der Gebiete vorzubereiten.

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