"Opel gehört uns!"

Russland jubelt über Magna-Deal

Ausland
13.09.2009 13:25
Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Nach dem GM-Magna-Deal feiert sich Russland als wahrer Sieger und heimlicher neuer Eigentümer. Die "Bank des Kremls", die Sberbank ("Sparbank"), ist der finanzielle Muskel in der Magna-Opel-Konstruktion, protegiert von der politischen Achse Merkel-Putin. Die Triumph-Fanfaren über den erstmals gelungenen großen Einstieg Russlands in die westlichen Industriestrukturen ist unüberhör- und unübersehbar: "Opel kommt nach Russland", "Opel wird russisch" lauteten die Schlagzeilen.

Der Wirtschaftszar des Kremls und Chefideologe von Wladimir Putins National-Kapitalismus redete Klartext: "Wir glauben, dass dieses Geschäft sehr wichtig ist für Russland und seine Integration in die europäische Wirtschaft." Opel ist dazu ausersehen, die marode russische Autoindustrie mit westlichem Knowhow aufzumöbeln. Die Moskauer Wirtschaftszeitung "Wedomosti" zitiert dazu Magna-Vorstandschef Siegfried Wolf, die russische Seite würde das "Recht erhalten, alle neuen Entwicklungstechnologien der Ingenieure des deutschen Konzerns" zu nutzen. 

Die Konzernmutter GM befürchtete von Anfang an in dem Verkaufspoker den Transfer von Technologiegeheimnissen nach Russland. Deshalb auch hatten die Russen ihr Kaufinteresse nicht an die große Glocke gehängt, um im Westen keine "Russenfurcht" aufkommen zu lassen. Als Verhandlungsführer trat Magna als der "österreichisch-kanadische" Interessent auf. 

Putin kann Opel in Russland Erfolg sichern
GM befürchtet überdies, dass Magna in dem Opel-Abenteuer finanziell bald die Luft ausgehen könnte. Damit dann die Magna-Anteile nicht vollends an die russischen Partner gehen, will sich GM nun in Nachverhandlungen ein Vorkaufsrecht für solche Anteile sichern.

Russland ist für die Autoindustrie ein Zukunftsmarkt, den man gar nicht überschätzen kann. Opel hat dort jetzt als industrielles Standbein den russischen Autokonzern GAZ, muss sich aber auch der Konkurrenz anderer Autoimporte stellen. Da kann Putin sehr hilfreich sein. Er hat schon in ähnlichen Fällen durch administrative Tricks jenen Firmen Vorteile verschafft, die ihm besonders am Herzen liegen. 

Sberbank ist finanzielles Schwert des Kremls 
Die mehrheitlich staaliche Sberbank ("Sparbank") ist das größte Finanzinstitut Osteuropas mit 250 Millionen Privatkunden. Vorstandsvorsitzender ist seit 2007 der ehemalige russische Wirtschaftsminister German Gref. Er ist einer der engsten Vertrauten von Putin noch aus der Petersburger Zeit und hat für Putin das Konzept des staatlich gelenkten National-Kapitalismus entwickelt, der vom Kreml aus dirigiert wird. 

Weitere aktuelle Entwicklungen rund um den GM-Magna-Deal findest du in der Infobox!

von Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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