Der 42-Jährige im Landesgericht Korneuburg (NÖ) spricht vom perfekten Familienglück – bis 2024 Aufnahmen auftauchten, wie er seine betäubte Partnerin vergewaltigte und erniedrigte. Das teilte er mit einem Netzwerk, das letztes Jahr in Deutschland gesprengt wurde. Und Erinnerungen an den abscheulichen Fall Pelicot aus Frankreich wach werden lassen. Der Österreicher fasst eine lange Haftstrafe aus – nicht rechtskräftig.
Im Verhandlungssaal 14 im Landesgericht Korneuburg sitzt ein 42-Jähriger, er erzählt von seinem heilen Familienleben. Kurz nach dem Grundwehrdienst 2001 lernte er seine Freundin kennen und man zog schnell zusammen. „Weil wir gemerkt haben, es harmoniert gut, wollten wir uns ein Eigenheim kaufen.“ Dann der Wunsch nach dem ersten Kind, das dann auch zur Welt kam. „Sie ist jetzt ein starkes Mädchen“, sagt der Mann fast stolz vor dem Schöffensenat.
„Bis zu Festnahme schönste Zeit meines Lebens“
Vier Jahre später kam dann auch das zweite Kind – das Familienglück schien perfekt. „Von 2015 bis zu meiner Festnahme war die schönste Zeit meines Lebens“, so der Produktmanager. Diesen Februar platzte die Blase der heilen Welt aber. Besonders für seine Partnerin, als sie erfuhr, dass der Niederösterreicher sie 2014 betäubt und vergewaltigt hatte. Damit nicht genug, fertigte er Aufnahmen von den Grausamkeiten an, schickte diese weiter – „wodurch sie besonders erniedrigt wurde“, beschreibt der Staatsanwalt.
Im Jahr 2013 habe ich den Herren aus Deutschland kennengelernt.
Der Angeklagte spricht über den Mann, der ihn ermutigte und K.-o.-Tropfen schickte.
Aufgetaucht waren diese Bilder aber erst zehn Jahre später, als in Norddeutschland ein Vergewaltiger-Netzwerk aufgedeckt wurde. Die Nutzer tauschten sich auf Plattformen darüber aus, wie sie Frauen unbemerkt betäuben und vergewaltigen können. Eine zentrale Rolle nahm dabei ein Deutscher ein, dem seine Ehefrau 15 Jahre lang unbewusst zum Opfer fiel. „Im Jahr 2013 habe ich den Herren aus Deutschland kennengelernt“, erklärt der nun angeklagte 42-Jährige. Von ihm erhielt der jetzt Österreicher auch die K.-o.-Tropfen für seine Schandtat ...
Auf Plattform mit Abscheulichkeiten geprahlt
Im März 2014 setzte der Angeklagte das, was er auf abscheulichen Videos und Bildern in auf den Plattformen gesehen hatte, in die Tat um. Und erzählte dem Deutschen detailliert davon. Der Erklärungsversuch: Es hätte einige Schicksalsschläge in der Familie gegeben. Die erste Schwangerschaft seiner Freundin verlief nicht komplikationsfrei. „Ich hatte schlaflose Nächste und hab' mich ins Internet geflüchtet“, sagt der Mann. Dann wird die Öffentlichkeit zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten von dem Vergewaltigungsprozess ausgeschlossen.
Sieben Jahre Gefängnis
Erst zur Urteilsverkündung dürfen Zuhörer und Presse wieder in den Saal. Sieben Jahre Gefängnis lautet das Schöffenurteil gegen den unbescholtenen 42-Jährigen wegen eines vollendeten und drei versuchten Übergriffen – da wirkten glücklicherweise die Drogen nicht wie gewünscht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Strafrahmen betrug fünf bis 15 Jahre Haft wegen der besonders erniedrigenden Art und Weise der Tat.
Wohl bei keinem Prozessbeobachter im Landesgericht Korneuburg kommen keine Erinnerungen an den historischen Fall Pelicot aus Frankreich auf. Ein 71-Jähriger betäubte und vergewaltigte seine Frau Gisèle fast zehn Jahre lang – und bot sie auch anderen Männern an. Die grauenhaften Taten hatte Dominique Pelicot auch gefilmt – 200 Übergriffe konnten so aufgedeckt werden. Der „Teufel von Avignon“ kassierte dafür die Höchststrafe von 20 Jahren Haft. 51 weitere Männer, die sich an der Französin vergingen, fassten lange Gefängnisstrafen aus.
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