Loch im Budget

18.900 Euro für Ersatzdrogen an Salzburgs Häftlinge

Salzburg
09.04.2010 09:31
Die Drogensucht von Häftlingen reißt ein Millionenloch ins Budget der Justiz: Knapp 1,2 Millionen Euro geben die Gefängnisse in ganz Österreich für Ersatzdrogen aus, mit denen süchtige Insassen behandelt werden. Allein in der Salzburger Justizanstalt erhalten etwa 15 Häftlinge pro Jahr Methadon, Substitol und andere Ersatzdrogen. Das kostete im vorigen Jahr exakt 18.920,52 Euro.

"Die Patienten werden bei uns genauso behandelt wie draußen", erklärt Dr. Gerhard Gruber, der als Mediziner die Häftlinge in der Justizanstalt betreut. "Da erhalten sie auch die selben Medikamente", fügt er hinzu.

Bei süchtigen Gefangenen bedeutet das, dass die Patienten hinter Gittern natürlich auch mit Ersatzdrogen behandelt werden. "Etwa 15 bis 20 Leute nehmen das pro Jahr in Anspruch", sagt der Anstaltsarzt und kennt auch die Kosten: "Bei Methadon ist die Behandlung günstiger, Substitol und die anderen Präparate sind teurer."

Entzug muss freiwillig sein
Wer den Ausstieg aus der Drogensucht versuchen will, bekommt im Gefängnis die nötige medizinische Unterstützung. "Ein Entzug muss aber freiwillig sein, der darf nicht zwangsweise erfolgen", erklärt der Mediziner.

1.470 Euro kostet die Therapie mit Ersatzdrogen pro Häftling und Jahr, hat Justizministerin Claudia Bandion-Ortner im Parlament offiziell mitgeteilt. 1,19 Millionen Euro braucht die Justiz dafür jährlich – am Stichtag 1. Oktober 2009 wurden österreichweit 811 Häftlinge mit Ersatzdrogen behandelt.

Kosten im Vergleich gering
Die Kosten von 18.920 Euro für die Salzburger Justizanstalt zeigen, dass Drogen hinter Gittern hier eher ein geringes Problem sind. Andere Strafanstalten geben ein Vielfaches für die Ersatzdrogen aus. In Wien-Josefstadt kostete die Substitutionsbehandlung im Vorjahr satte 271.000 Euro, in Stein stattliche 141.000 Euro und in Wien-Simmering immerhin auch 112.000 Euro. Nur ein einziges Gefängnis kam vergangenes Jahr ganz ohne diese Ersatzdrogen aus: die Anstalt in Wien-Mittersteig.

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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