Hautnah!

Shakira im Krone.at-Interview

Musik
30.11.2005 03:24
Von weit her drang die helle Stimme durch den Telefon-Äther, als sich Shakira mit Krone.at unterhielt. Sie saß auf den Bahamas, wir im burgenländischen Seewinkel. Unwirklicher konnte es erst gar nicht beginnen. Und doch erzählte uns die smarte Latin-Sängerin mit der durchdringenden Stimme und dem sagenhaften Hüftschwung, was momentan Sache bei ihr ist. Nicht zuletzt weil sie gerade ihr neues Album „Oral Fixation Vol. 2“ auf den Weg zur Spitze der Charts geschickt hat…
(Bild: kmm)

Im Juni kam Shakira allen noch spanisch vor – „Fijacion Oral Vol. 1“ lautete der erste Streich ihres zweiteiligen Musikzyklus. Jetzt setzt sie mit dem englischen Album „Oral Fixation Vol. 2“ ein halbes Jahr später erneut zum Sturm auf die Charts an. Also, raus damit: Warum zuerst auf Spanisch und dann Englisch? „Die Songs sind die Chefs! Ich gehorche nur Befehlen“, sagt sie. Die Geschichte bestimmt die gesungene Sprache, denn in den zwei Jahren, seit ihrem internationalen Durchbruch mit „Laundry Service“ hat sich „verdammt viel getan“, im Leben der 28-jährigen Kolumbianerin: Aus einem Album wurden zwei, und aus einem gemischten ein Englisches und ein Spanisches.

Am Cover von „Oral Fixation“ – salopp: auf den Mund fixiert – präsentiert sie sich uns koketter, denn je: Shakira lehnt als Eva fast nackt, nur von ein paar spärlichen Blättern umrankt, am Baum der Erkenntnis und bietet uns als verbotene Frucht einen roten Apfel feil. Warum? Sie weiß es: „Ich sehe mich als orale Person, das heißt ich fühlte mich schon immer sehr zu Gesprochenem und Geschriebenem hingezogen.“ Halt, halt! Und warum dann Adams Eva? „Bei Eva dachte ich mir ‚what the hell’, vielleicht hat sie ja auch ihre orale Fixierung, sonst hätte sie ja kaum die verbotene Frucht gegessen, und wir würden immer noch splitternackt durch den Garten Eden laufen!“

Sehr verdächtig – so viel Biblisches! Da fragt man doch besser nach, wie religiös Shakira denn wirklich ist: „Ich wurde in einer katholischen Schule von Nonnen erzogen und unterrichtet, den Rest kann man sich ja selber vorstellen.“ Ja gut, aber ist das immer noch so? Sie weiß es wieder und überrascht uns: „Es gibt zwei Themen, die ich für mich behalte, und das sind Religion und Sex!“ Sprach’s, lachte frech ins Telefon, und dem hatten wir dann auch nichts mehr hinzuzufügen.

Shakira war schon mit 13 ein Star in ihrer Heimat. In einem Projekt, das mit der Zeit mehr zu einer Stiftung wurde, engagiert sie sich für Kinder, denen Schulbildung und Unterricht aufgrund sozialer Ungerechtigkeiten verwehrt bleibt. Den MTV-Zusehern wackeln aber immer noch von Zeit zu Zeit Shakiras appetitliche Hüften mit Schwung über’n Bildschirm. Wie steht sie zu diesem zweischneidigen Schwert? „Klar gibt es diejenigen, die mich einmal auf MTV sehen und zu wissen glauben, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene.“ Aber da ist sie tolerant, denn schließlich „gibt es Fans, die die externe Fassade den Inhalten der Songs vorziehen“ und für die produziert sie schließlich auch das, was sich im Neusprech ‚Entertainment’ nennt.

Shakira wirkt einmal selbstbewusst und sexy, im anderen Moment zart und verletzlich. Wer sie in diesen grundverschiedenen Posen und Versionen bestaunen durfte, kommt irgendwann auf die Gretchenfrage, was den Menschen denn eigentlich sexy macht? Man horcht gespannt ins Telefon, denn auch hier hat sie eine Formel: „Wenn du Ausstrahlung haben willst, dann darf es keine Diskrepanz zwischen den Dingen, die du sagst und der Person, die du bist geben!“ Stopp! Und die Sache mit den Hüften? „Vor zehn Jahren war ich noch nicht so bekannt mit der Frau in mir. Heute bin ich 28 und fühle mich auch so. Es ist alles eine Entdeckungsreise durch mein Ich!“ Durch ihre weiblichen Instinkte, wenn wir’s so wollen, fügt sie gehaucht hinzu…

Entdeckungsreise. Zitiert sie deswegen alle musikalischen Genres von Rock bis Bossa Nova auf ihrem neuen Album, das so gar nicht als einheitliches Gesamtkonzept daherkommen will? „Ein Album sollte so unterschiedlich wie möglich sein. Es muss den Bedürfnissen des Künstlers gehorchen!“ Bedürfnisse. Dazu gehört dann auch, dass Shakira, während im Studio die Stromgitarren röhren, schon einmal lautstark nach einer Akustikgitarre verlangt. Schlichtweg, weil es ihr an manchen Stellen „einfach zu langweilig wurde“ mit der Rockmusik.

Sie weiß, was sie will. Dennoch geht es in so vielen Songs ihres neuen Albums um fiese Rivalitäten zwischen zwei Frauen, die denselben Mann wollen und um Eifersucht an sich. Musste eine Frau wie Shakira jemals um Männer kämpfen? „Es gab da eine Zeit, in der ich mich wirklich vor anderen Frauen gefürchtet habe.“ Das sei zwar jetzt vorbei, aber mit diesen Songs wollte sie darüber reden und das Thema irgendwie abschließen.

Die Zeit ist fast um, und auf den Bahamas ist die Siesta auch schon bald vorbei, also noch eine letzte Frage: Wie würde sie ihre Musik einem Menschen beschreiben, der noch nie Musik gehört hat, aber Shakira gesehen? Und jetzt, liebe Musikfans, spitzt’s eure Schweinsohren für Shakiras Antwort: „Eigentlich bin ich selbst drin. All’ meine Engel und meine Monster. Alle Wesen, die so in mir umherschwirren!“ Sagt’s, flötet ein bezauberndes „Bye-bye“ und freut sich auf das Wiedersehen, wenn sie wieder einmal in Österreich ist. Tja, wir freuen uns auch…

Von Christoph Andert

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