Uralte Rezeptur

Salbe aus Mittelalter tötet resistente Bakterien

Wissenschaft
11.04.2015 08:01
Multirestistente Bakterien werden mehr und mehr zu einem Problem in Krankenhäusern, wo sie immer häufiger schwere bis tödliche Infektionen verursachen. Jetzt haben englische Forscher entdeckt, dass eine Knoblauch-Zwiebel-Salbe aus dem Mittelalter den auch als Krankenhauskeim bekannten Bakterienstamm MRSA (Methillicin-resistenter Staphylococcus aureus) besser bekämpft als die gängigen Medikamente.

Das Rezept für das mittelalterliche Heilmittel, das laut Angaben von Wissenschaftlern der University of Nottingham die MRSA-Stämme wirkungsvoller tötet als die aktuell zur Verfügung stehenden Antibiotika, stammt aus "Bald's Leechbook" (auch bekannt als "Medicinale Anglicum"), einer altenglischen medizinischen Handschrift aus dem 10. Jahrhundert. Laut dem Werk hilft die Salbe, die aus Knoblauch, Zwiebeln, Wein und Rindergalle besteht und in einem Messingkessel aufgekocht werden soll, gegen Augenentzündungen.

Erwartungen der Forscher klar übertroffen
Wie Forscher der University of Nottingham nun herausfanden, war die mittelalterliche Mixtur bei Laborversuchen in der Lage, MRSA-Bakterien effektiv abzutöten. Zwar ist die antibakterielle Wirkung von Knoblauchgewächsen schon seit der Antike bekannt, der Effekt der Mixtur übertraf die Erwartungen der Forscher aber deutlich. "Wir hatten angenommen, dass die Augensalbe nur eine schwache antibiotische Wirkung zeigen würde, und waren absolut überrascht, wie wirkungsvoll die Wirkstoffkombination war", wird die Mikrobiologin Freya Harrison auf der Website der Universität zitiert.

Tests mit MRSA-Kulturen in Petrischalen zeigten, dass die mittelalterliche Mischung die Staphylococcus-aureus-Populationen fast vollständig auslöschten - nur eins von 1.000 Bakterien überlebte. Selbst in verdünnter Form zeigte die Zugabe des mittelalterlichen Medikaments Wirkung: Es tötet die Bakterien zwar nicht ab, störte aber deren Kommunikation und verhindert so, dass sich die Infektion weiter ausbreiten konnte. Auch Versuche von Forschern der Texas Tech University an Mäusen seien vielversprechend verlaufen. "Dieses antike Mittel wirkt genausogut, wenn nicht sogar besser als herkömmliche Antibiotika", berichten die Wissenschaftler.

Weg zu einem Medikament ist noch weit
Ob die Forscher tatsächlich ein Wundermittel gegen die gefährlichen Staphylococcus-aureus-Stämme entdeckt haben, die laut einer kürzlich veröffentlichten Studie tagelang auf Oberflächen überleben können, ist noch unklar. "Ob so etwas in einer Petrischale funktioniert oder im menschlichen Körper, das sind zwei ganz unterschiedliche Sachen", gibt etwa Marc Stadler vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig zu bedenken. Der Weg zu einem Medikament sei noch weit, denn aus den Zutaten ein haltbares Medikament herzustellen sei "gar nicht so einfach", so der weltweit anerkannter Fachmann für industrielle Mikrobiologie, Mykologie und pilzliche Biodiversitätsforschung.

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