"Coole" Dickhäuter

Elefanten nutzen Kühle der Nacht für heiße Tage

Wissenschaft
04.10.2011 16:32
Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben herausgefunden, wie asiatische Elefanten die hohen Temperaturen in ihrer Heimat ertragen. Die Tiere nutzen die Kühle der Nacht, um ihre Körpertemperatur abzusenken, und werden untertags erst langsam "aufgeheizt". Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachmagazin "Journal of Comparative Physiology B" veröffentlicht.

Im Lebensraum der asiatischen Elefanten herrschen Durchschnittstemperaturen zwischen 30 und 35 Grad, doch die Tiere können weder hecheln noch schwitzen, um sich abzukühlen. Experten vermuten daher schon lange, dass Elefanten über einen Mechanismus der Wärmespeicherung, ähnlich dem von Kamelen, verfügen.

Physiologen am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun herausgefunden, dass die Dickhäuter auf hohe Tagestemperaturen reagieren, indem sie ihre Körpertemperatur während der kühleren Nachtstunden deutlich absenken.

Damit bauen sie eine Art thermische Reserve auf, die ihnen erlaubt, tagsüber Wärme zu speichern und somit Hitzestress zu vermeiden, wie Thomas Ruf, Mitautor der Studie, im Gespräch mit krone.at erklärt: "Die Tiere wollen ja ihre Körpertemperatur stabil halten. Daher senken sie ihre Temperatur in der Nacht, indem sie die untertags gespeicherte Hitze wieder abgeben." Die Körpertemperatur der Dickhäuter fällt somit unter den normalen Durchschnittswert von 36,5 Grad Celsius, damit die Tiere sich untertags wieder "aufheizen" lassen können.

Bisher nur bei Wüstentieren bekannt
Dieses Ergebnis sei besonders interessant, weil es vermuten lasse, dass Wärmespeicherung im Tierreich viel häufiger vorkomme, als bisher angenommen, wie die Vetmed Uni in einer Aussendung mitteilte. Die sogenannte adaptive Heterothermie erlaubt es den Elefanten, ihre Körpertemperatur je nach Schwankungen der Außentemperatur zu verändern. Überschüssige gespeicherte Köperwärme wird dann in den kühlen Nachtstunden abgegeben.

Thomas Ruf: "Wir kannten das Phänomen der Heterothermie als thermoregulatorischen Mechanismus bereits von Wüstensäugetieren wie Kamelen, Antilopen und kleinen Nagetieren, aber es war überraschend, diese Strategie auch bei Säugetieren zu finden, die nicht in der Wüste leben. Unsere Ergebnisse werfen die faszinierende Möglichkeit auf, dass Heterothermie viel weiter verbreitet sein könnte als bisher angenommen."

Messgeräte an Elefanten verfüttert
Mit Hilfe von Messgeräten, die sie den Tieren verfütterten, überprüften die Wissenschaftler an je einer Elefantengruppe in Thailand und im Münchner Tierpark Hellabrunn die Temperaturen im Verdauungstrakt. Die statistische Datenanalyse bestätigte die Erwartungen der Wissenschaftler: Die durchschnittliche Körpertemperatur war bei beiden Elefantengruppen ähnlich, aber bei den thailändischen Tieren war die tägliche Schwankung der Körpertemperatur durchschnittlich doppelt so groß wie bei den Elefanten im kühleren Deutschland.

Die thailändischen Elefanten erreichten sowohl eine höhere Maximaltemperatur als auch eine niedrigere Minimaltemperatur. Tatsächlich sank die Körpertemperatur der thailändischen Elefanten nachts weit unter den normalen Durchschnitt. Dadurch können sie den Tag mit einer viel größeren thermischen Reserve beginnen als ihre deutschen Kollegen.

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