Mega-Deal geplant

Bayer will US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen

Wirtschaft
19.05.2016 18:03

Nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt setzt der neue Bayer-Chef Werner Baumann zum großen Wurf an. Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern will den US-Saatgutriesen Monsanto kaufen. Beide Unternehmen gaben am Donnerstag vorläufige Übernahmegespräche bekannt und bestätigten damit entsprechende Spekulationen. Damit würden zwei der größten Anbieter für Saatgut und Pflanzenschutzmittel fusionieren.

Für Bayer wäre es die mit Abstand größte Akquisition in der Firmengeschichte - seit dem Kauf des Pharmakonzerns Schering für 17 Milliarden Euro vor zehn Jahren. Monsanto, Hersteller des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat, wird an der Börse mit gut 42 Milliarden Dollar (37 Milliarden Euro) bewertet. Bayer bringt rund das Doppelte in Euro auf die Waage. Mit der Übernahme würde Bayer nicht nur zum weltgrößten Saatguthersteller aufsteigen, sondern könnte auch den Schweizer Syngenta-Konzern vom Spitzenplatz unter den Pflanzenschutzanbietern verdrängen.

An der Börse stieß das Vorhaben auf wenig Gegenliebe. Bayer-Aktien fielen acht Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahrestief von 88,18 Euro. Der Konzern verlor auf einen Schlag 6,5 Mrd. Euro an Börsenwert. Viele Anleger fürchten eine kostspielige Übernahme, die mittels Kapitalerhöhung finanziert werden könnte. Die Analysten der Citibank taxierten den Preis für Monsanto inklusive Schulden auf 57 bis 65 Milliarden Euro. Nach Ansicht von MM-Warburg-Analyst Ulrich Huwald müsste Bayer womöglich seinen restlichen Anteil an der Kunststofftochter Covestro verkaufen und sich von seinem Tiergesundheitsgeschäft trennen. Letzteres hatte Baumann ohnehin schon in Erwägung gezogen.

Deal wäre Mega-Fusion der Saatgut-Anbieter
Der weltweite Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut wird mit Syngenta, Monsanto, Bayer, DuPont Pioneer, Dow Chemical und BASF nur von einer guten handvoll Firmen kontrolliert. Monsanto und Bayer würden zusammen ein breites Angebot im Pflanzenschutz und Saatgut auf die Beine stellen. Der Zukauf könnte aber vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft, insbesondere bei Sojabohnen, Baumwolle und Raps, stoßen.

Monsanto setzte 2015 rund 15 Milliarden Dollar um, Bayer 46,3 Milliarden Euro, wovon 10,367 Milliarden auf die Agrarchemiesparte CropScience entfielen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck befürchtet eine zu große Abhängigkeit der Bauern von einem Großkonzern Bayer/Monsanto: "Wir brauchen mehr Vielfalt und Alternativen, und kein Chemieoligopol in der Landwirtschaft", sagte er der "Rheinischen Post".

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