Ermittler packt aus

Zweifel an offizieller Version der Morde von Kiew

Ausland
10.04.2014 11:33
Wer schoss am Höhepunkt der Proteste gegen den nunmehr gestürzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch im Februar gezielt auf Regierungsgegner in Kiew? Die Übergangsregierung und die Staatsanwaltschaft machen eine Einheit der mittlerweile aufgelösten Sonderpolizei Berkut für die Morde verantwortlich, doch laut dem WDR-Magazin "Monitor" wachsen jetzt Zweifel an der offiziellen Version der Ereignisse. Einem hochrangigen Beamten zufolge werden brisante Ermittlungsergebnisse von den Behörden unterdrückt.

Bei den Protesten waren im Februar an mehreren Tagen insgesamt rund 100 Menschen in der ukrainischen Hauptstadt getötet worden. Laut den Recherchen des WDR-Magazins erscheine es jedoch unwahrscheinlich, dass die tödlichen Schüsse auf Demonstranten ausschließlich vonseiten des prorussischen Regimes von Ex-Präsident Janukowitsch ausgingen.

Hochrangiger Ermittler zweifelt an offizieller Erklärung
Generalstaatsanwaltschaft und Übergangsregierung hatten sich vor einer Woche dahingehend festgelegt (siehe Story in der Infobox). Zwölf Mitglieder von Berkut (Steinadler) wurden festgenommen und als Hauptschuldige präsentiert. Laut "Monitor" bezweifelt jedoch ein an den Untersuchungen beteiligter hochrangiger Ermittler, der anonym bleiben will, die Version von der Alleinschuld der Berkut. "Meine Untersuchungsergebnisse stimmen nicht mit dem überein, was die Staatsanwaltschaft in der Pressekonferenz erklärt hat", so der Beamte im Interview.

Brisanter Mitschnitt des Scharfschützen-Funkverkehrs
Auf Videos sei demnach zu erkennen, dass Oppositionelle auch vom Hotel "Ukraina" aus beschossen wurden - das in der Hand der Oppositionellen gewesen sei. Ein Augenzeuge bestätige diese Angaben. Ein Amateur-Mitschnitt des Funkverkehrs von Scharfschützen lege zudem nahe, dass verschiedene Gruppen von Scharfschützen geschossen hätten.

Laut dem Bericht sei auf dem Mitschnitt, der dem WDR-Magazin vorliegt, zu hören, wie ein Scharfschütze seine Kollegen über Funk fragt: "Wer hat da geschossen? Unsere Leute schießen nicht auf Unbewaffnete." Kurze Zeit später sagt ein anderer: "Den hat jemand erschossen. Aber nicht wir." Und dann: "Gibt es da noch mehr Scharfschützen? Und wer sind die?"

Opfer-Anwalt: "Die decken ihre Leute, die sind parteiisch"
Auch die Anwälte von Angehörigen der Opfer und von Verwundeten erheben gegenüber "Monitor" schwere Vorwürfe gegen die ukrainischen Behörden. Sie beklagen, dass ihnen die Ergebnisse der Ermittlungen vorenthaltet würden. "Wir haben nicht gesagt bekommen, welcher Typ Waffen verwendet wurde, wir bekommen keinen Zugang zu den Gutachten, wir bekommen die Einsatzpläne nicht", kritisiert ein Anwalt. Er vergleicht die Causa sogar mit den Zuständen in der Sowjetunion und unter Janukowitsch: "Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht richtig. Die decken ihre Leute, die sind parteiisch, so wie früher."

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