Lebendig begraben

Vormarsch im Irak: IS tötete Hunderte Jesiden

Ausland
10.08.2014 14:19
Kämpfer der radikalislamischen Organisation Islamischer Staat (IS) haben bei ihrem Vormarsch im Norden des Landes nach Regierungsangaben mindestens 500 Jesiden getötet. Einige Angehörige der religiösen Minderheit seien in Massengräben in und um die Stadt Sinjar lebendig begraben worden, sagte Menschenrechtsminister Mohammed Shia al-Sudani der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag.

Darunter seien auch Frauen und Kinder gewesen. Etwa 300 Frauen seien zudem verschleppt und versklavt worden. Dies hätten Flüchtlinge berichtet. Die Dschihadisten der Gruppe IS bedrohen nach ihren Eroberungen im Nordwesten nun auch die autonome Region Kurdistan. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht.

"Männer werden geköpft, Frauen vergewaltigt"
Die Dschihadisten gehen besonders brutal gegen Jesiden vor, sie jagen sie regelrecht. "Männer werden geköpft, Frauen vergewaltigt, zwangsverheiratet, als Sexsklavinnen verkauft und gnadenlos getötet", sagt Telim Tolan vom Zentralrat der Jesiden in Deutschland, der im ständigen Kontakt zu seinen Glaubensgenossen vor Ort steht. "IS hat das Ziel, alle religiösen Minderheiten in dieser Region auszulöschen." Der Massenmord an den Jesiden sei erst der Anfang.

"Wir sind auf deren Skala ganz unten", sagte Tolan. Während die Extremisten Christen immerhin noch die Möglichkeit gäben, zu gehen, heiße es bei Jesiden nur: Konvertieren oder Tod. Das Christentum ist im Koran immerhin als schützenswerte Religionsgemeinschaft anerkannt, für Jesiden gilt dieser Status nicht.

Türkei macht Grenzen dicht
Nach UN-Angaben sind allein in der vergangenen Woche rund 200.000 Menschen im Nordirak vor den IS-Kämpfern geflohen. Die meisten stammten aus christlichen und jesidischen Dörfern. Weiterhin sind noch Tausende vornehmlich jesidische Familien bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius im Sinjar-Gebirge eingeschlossen. Die UN-Mission im Irak schätzt deren Zahl auf 15.000 bis 55.000. Insgesamt haben sich der UN zufolge bereits mehr als 600.000 Menschen aus Syrien und dem Irak in die kurdische Autonomieregion im Nordirak in Sicherheit gebracht.

Die Türkei macht vor dem Flüchtlingsstrom aus dem Nordirak ihre Grenzen dicht. Das Land hat seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien offiziell fast 1,4 Millionen Syrier aufgenommen.

US-Flugzeuge versorgten am Samstag die Menschen im Sinjar-Gebirge zum dritten Mal mit Wasser und Lebensmitteln. Mehr als 52.000 Packungen Fertigessen und Behälter mit mehr als 40.000 Liter Wasser seien abgeworfen worden. Großbritannien schickte ebenfalls zwei Transportflugzeuge mit Trinkwasser, Zelten und Solarzellen zum Aufladen von Mobiltelefonen auf die Reise.

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