11 Millionen bedroht

Schlimmste Dürre seit 60 Jahren überzieht Ostafrika

Ausland
16.07.2011 18:42
Eine verheerende Dürre überzieht derzeit Ostafrika: Mindestens elf Millionen Menschen sind vom Tod bedroht, Hunderttausende befinden sich auf der Flucht - und viele sterben schon auf dem Weg in die Hilfslager. Es ist die schlimmste Katastrophe in der Region seit 60 Jahren.

Von Weinkrämpfen gebeutelt, sitzt Rifaaci im größten Flüchtlingslager der Welt in Kenia. Mit ihren vier Kindern floh die junge Frau aus Somalia – zwei der Kleinen jedoch erreichten das Camp nicht. Sie starben in den Armen der verzweifelten Mutter. "Ich konnte sie nicht einmal begraben und musste sie unter einem verdorrten Busch liegen lassen", schildert die 28-Jährige unter Tränen.

Hunderttausende Menschen sind am Horn von Afrika auf der Flucht, sie versuchen der anhaltenden Dürre – gleich zwei Regenzeiten sind ausgefallen –, dem Hunger und dem seit Jahrzehnten tobenden Bürgerkrieg in Somalia zu entkommen. Doch so wie für Rifaacis Familie wird der tage-, ja oft wochenlange Weg in die Hilfslager für viele zum Todesmarsch. Sie brechen auf der Strecke zusammen, sterben völlig entkräftet, Kinder werden von Hyänen und Löwen gefressen.

Selbst in den Hilfslagern lauert der Tod
Doch auch jene, die es nach der oft Dutzende Kilometer langen Wüstendurchquerung bis in die Flüchtlingslager geschafft haben, sind noch längst nicht in Sicherheit. Helfer sprechen von einer "schockierenden Todesrate" in den Camps. Das Lager Dadaab wurde ursprünglich für 90.000 Menschen eingerichtet, mittlerweile sind es jedoch bereits knapp 400.000 Personen. Damit ist es das größte Camp der Welt, der täglich neue Zustrom an Flüchtlingen ist kaum mehr zu bewältigen.

Es mangelt an allem. So gibt es etwa bei weitem nicht genügend Zelte – viele sind daher bei Tag und Nacht den heißen und staubigen Winden ausgesetzt. So wie auch jene vor den Toren des riesigen Lagers. Seit Tagen schon wartet Saalim, wie 1.000 andere völlig erschöpfte Flüchtlinge auch, auf Einlass ins Camp Dadaab. Vor kurzem hat der 28-jährige Somalier sein letztes noch lebendes Tier auf dem Markt verkauft, das gesamte Weideland ist durch die Dürre vernichtet. So blieb ihm nur die Flucht. "Aber in Dadaab gibt es praktisch keinen Platz. Und ich habe kein Geld mehr", sagt Saalim, der nicht weiß, wie er die nächsten Wochen überleben soll.

UNO-Kommissar: "Schlimmste Katastrophe der Welt"
UNO-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres spricht bereits von der "schlimmsten humanitären Katastrophe der Welt". Mehr als elf Millionen Menschen, unter ihnen zwei Millionen Kinder, in Somalia, Äthiopien, Kenia, Uganda und Dschibuti sind von der verheerenden Dürre betroffen. Ihnen droht der qualvolle Hungertod. Für eine erste Linderung der Katastrophe sind, nach Einschätzung des UNO-Welternährungsprogramms, rund 500 Millionen US-Dollar bis Ende des Jahres nötig.

Angesichts der Katastrophe hat die Caritas in einem ersten Schritt 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Für Trinkwasser und Lebensmittelpakete. Am Samstag entsandte die Hilfsorganisation außerdem zwei erfahrene Helfer, Andreas Zinggl und Harald Grabher, in die Krisenregion.

Caritas ruft zu Spenden auf
Kardinal Christoph Schönborn ruft gemeinsam mit Caritas-Direktor Michael Landau zu Spenden auf: "Die Kleinsten leiden am meisten unter Durst, Hunger und Krankheit. Sie sind die ärmsten Opfer der verheerenden Dürre. Verschließen Sie nicht die Augen vor dem Leid der Hungeropfer, und öffnen Sie Ihre Herzen. Jede einzelne Spende zählt und kann Leben retten." Spendenkonto: PSK 7700004, BLZ 60000.

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