Dramatischer Anstieg

Italien kämpft mit neuer massiver Flüchtlingswelle

Ausland
10.04.2014 13:18
Italien ist mit einer neuen massiven Flüchtlingswelle konfrontiert: Allein am Mittwoch sind rund 3.000 Migranten von der italienischen Marine und der Küstenwache gerettet worden. Seit Beginn des Einsatzes "Mare Nostrum" am 18. Oktober des Vorjahres wurden insgesamt 18.546 Migranten im Mittelmeer aufgegriffen. Im gesamten Jahr 2013 trafen 42.925 Flüchtlinge in Italien ein, das sind 224 Prozent mehr als im Jahr davor, teilte der Chef der italienischen Marine, Admiral Giuseppe De Giorgio, in Rom mit.

Wegen der dramatischen Zunahme der geretteten Flüchtlinge hatte Innenminister Angelino Alfano am Mittwochabend einen Krisengipfel einberufen. Der Minister forderte mehr europäische Unterstützung, um den Notstand bewältigen zu können. "Italien steht unter stärkstem Flüchtlingsdruck aus Libyen. Die Ankunft von Booten reißt nicht ab, der Notstand wird immer größer", warnte Alfano.

700.000 Menschen warten in Libyen auf Abfahrt nach Italien
Die meisten Flüchtlingsschiffe starten demnach aus Libyen, wo drei Jahre nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gadafi noch immer chaotische Verhältnisse herrschen. De Giorgio berichtete, dass nach Angaben des italienischen Innenministeriums über 700.000 Menschen in Lagern in Libyen auf die Abfahrt nach Italien warten. Dies sei ein dramatisches Problem, das seiner Ansicht nach auf internationaler Ebene in Angriff genommen werden müsse.

Vor allem die Zahl der Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien hat in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen. Untersuchungen werden eingeleitet, um festzustellen, ob sich unter den Flüchtlingen auch Menschenhändler befinden. "Die meisten Migranten wollen nicht in Italien bleiben, sondern nach Frankreich oder Deutschland weiterreisen, wo oft Angehörige und Freunde leben", betonte der Admiral zudem. Wenn die Migranten auf italienischen Boden gelangen, werden sie in verschiedenen Auffanglagern in Italien untergebracht.

Marine-Einsatz kostet Italien neun Millionen Euro pro Monat
Vier Schiffe der italienischen Marine und 920 Militärs sind seit Beginn der Mission "Mare Nostrum" täglich zur strikteren Überwachung des Mittelmeeres im Einsatz. Diese Mission hatte im Oktober nach zwei Schiffsunglücken vor Lampedusa mit mehr als 360 Toten begonnen, seither musste die Marine 117 Mal ausrücken, um Migranten in Seenot in Sicherheit zu bringen. Der Einsatz kostet den italienischen Staat neun Millionen Euro pro Monat. "Es handelt sich um Finanzierungen aus dem Budget der Marine, für die der italienische Staat nicht zusätzlich aufkommen muss", betonte De Giorgio.

Der Admiral wies zugleich Kritik zurück, wonach seit Beginn von "Mare Nostrum" die Zahl der Migranten in Italien zugenommen hat. "Ich bin nicht der Ansicht, dass unsere humanitäre Mission die illegale Einwanderung fördert, wie manchmal behauptet wird. Unsere Pflicht ist es nicht, zu verhindern, dass Migranten Italien erreichen. Wir müssen verhindern, dass Unschuldige bei dieser biblischen Auswanderung ums Leben kommen, und sicherstellen, dass Menschenhändler verhaftet werden. Und das ist uns auch gelungen. Seit Beginn des Einsatzes ist kein Migrant ums Leben gekommen", so De Giorgio. Seinen Angaben zufolge wurde lediglich ein Toter an Bord eines Bootes gefunden - der Mann soll jedoch an einem Herzinfarkt gestorben sein.

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