Ständige Staus

Bangkoks Polizisten reüssieren als Geburtshelfer

Ausland
27.08.2014 11:50
Jetzt zählt jede Minute: Bei Tagesanbruch setzen bei der 23 Jahre alten Noppamas Phinsoongnern die Wehen ein. In Windeseile alarmiert sie ihren Freund Phongsatorn Kamsom. Raus aus der Wohnung, rein in ein Taxi, das sie rasch in ein nahe gelegenes Krankenhaus bringen soll. Doch die überfüllten Straßen Bangkoks machen ihnen einen Strich durch die Rechnung - schon um 6 Uhr liegt der Verkehr lahm.

"Ich wusste nicht, was ich tun sollte", erinnert sich der 20-jährige Phongsatorn. "Ich geriet in Panik und rief den Notruf an." Ruhig bleiben, der Doktor sei auf dem Weg, sagt die Stimme am Telefon. Zur gleichen Zeit knackt das Funkgerät von Polizeiveteran Mana Jokoksung, der gerade in einem anderen Teil der Stadt den Berufsverkehr leitet. Er erhält den Auftrag für einen Einsatz der etwas anderen Art. Mana steigt auf sein Motorrad, wirft Sirene und Blaulicht an und rast zum festsitzenden Taxi mit der schwangeren Frau.

Mana gehört zu einer Spezialeinheit, die 1993 vom thailändischen Königspalast mit einer Finanzspritze von umgerechnet etwa 200.000 Euro gegründet wurde. Diese Polizisten werden für medizinische Notfälle in Bangkoks Verkehr geschult. Eine der Hauptaufgaben ist die Geburtshilfe im stockenden Verkehr. Die Idee dahinter: Wenn es darauf ankommt, sind Polizisten schneller als die Rettungssanitäter am Einsatzort.

20-Minuten-Weg kann zu stundenlanger Fahrt werden
In der Acht-Millionen-Metropole Bangkok sind Staus meist unvorhersehbar. Das kann einen Arbeitsweg von normalerweise 20 Minuten zu einer stundenlangen Fahrt machen. "Wenn es sein muss, fahren wir auf den Gehwegen oder gegen die Fahrtrichtung", erklärt Mana. "Wir tun alles, damit wir so schnell wie möglich am Einsatzort sind."

In den vergangenen Jahren kamen mithilfe der Polizisten insgesamt 121 Babys auf die Welt, mehr als 2.600 in den Wehen liegende Frauen wurden durch die verstopften Straßen in ein Krankenhaus eskortiert. Denn die Polizisten dürfen nur Hebammenarbeit leisten, wenn das Krankenhaus nicht rechtzeitig erreicht wird. So helfen sie dabei, dass ein bis zwei Babys im Monat heil das Licht der Welt erblicken.

"War verblüfft, wie gut er die Geburt gemanagt hat"
Beim Taxi angekommen, holt Mana ein Geburtshilfe-Set aus seinem Motorradkasten, zieht sich Gummihandschuhe an und unterstützt die angehende Mutter bei der Geburt - es wird ein gesunder Bub. Es war Manas 56. Einsatz dieser Art, was ihn zu einem der erfahrensten Geburtshelfer der Spezialeinheit macht. "Als ich den Polizisten sah, habe ich mich erleichtert und sicher gefühlt", sagt Phongsatorn. "Ich habe mir Sorgen um das Baby gemacht. Und war verblüfft, wie gut er die Geburt gemanagt hat."

Gerade am Anfang hätten viele Polizisten noch Berührungsängste in ihrer neuen Rolle als Geburtshelfer, sagt Mana. Das weiß er aus eigener Erfahrung. "Die ersten Male konnte ich meine Handschuhe kaum anziehen, weil ich so gezittert habe", erinnert sich der Polizist mit 17 Jahren Berufserfahrung. "Mein Herz hämmerte so, als würde es explodieren." Erst ab dem fünften Einsatz sei die Nervosität dann weniger geworden. Kein Wunder, schließlich gebe es auch eine Belohnung: Den Jubel der zahlreichen Schaulustigen, wenn das Neugeborene zum ersten Mal schreit.

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