Bad Blumau

Gegen alle Widerstände: “Gemüsewelt” in Betrieb

Steiermark
03.05.2016 17:47

Ende Juni wird Österreich (hoffentlich) noch das Nationalteam bei der EM anfeuern, dem Schulschluss entgegenblicken - und erste Paradeiser und Paprika aus der Thermal-Gemüsewelt im oststeirischen Bad Blumau kaufen können. Aktuell werden sie angepflanzt. Eines der umstrittensten Projekte des Landes ist damit nach jahrelangem Hin und Her in Betrieb.

"Ich kann es noch immer nicht ganz glauben." Manfred Hohensinner wirkt tatsächlich ein wenig überwältigt. Jahrelang hat der Geschäftsführer der Firma Frutura um "sein" Projekt gekämpft, gegen Widerstände aus der lokalen Bevölkerung, von Vertretern der nahen Therme und der Bauern, teilweise auch aus der Politik. "Keinen einzigen Cent an Förderungen haben wir erhalten", so Hohensinner.

Nun steht er inmitten eines riesigen Glashauses auf einem Acker in Bierbaum, einem Ortsteil von Bad Blumau. Das Einzigartige: Es wird mit Geothermie beheizt, also mit heißem Wasser aus der Erde, das nach der Wärmegewinnung zurückgepumpt wird. "Die Bohrungen haben 16 Millionen Euro gekostet. Wäre etwas schiefgegangen, hätte die Firma keine Zukunft gehabt", sagt Hohensinner.

"Es werden keine heimischen Produkte verdrängt"
Die Beheizung funktioniert gut: Beim Eröffnungsfest am Dienstag ist es ziemlich warm, die Gäste kommen ins Schwitzen. Entlang der langen Reihen in den Glashäusern sieht man einige der aktuell 50 Mitarbeiter gerade Bio-Paradeiser und -Paprika anpflanzen. In acht Wochen soll die erste Ernte in allen Spar-Märkten Österreichs erhältlich sein.

"Wir müssen bei diesen Produkten derzeit 50 Prozent importieren, das können wir - wenn die Gemüsewelt voll ausgebaut ist - auf 30 Prozent reduzieren", sagt Spar-Österreich-Chef Gerhard Drexel. Den Landwirten will er Bedenken nehmen: "Durch dieses Projekt werden keine heimischen Produkte verdrängt, ersetzt wird nur Importware."

Daten&Fakten

  • Die Firma Frutura wurde 2002 von den oststeirischen Landwirten Manfred Hohensinner, Franz Städtler und Johann Schwarzenhofer gegründet. Jährlich werden etwa 130.000 Tonnen Obst und Gemüse vermarktet. Hauptabnehmer ist die Supermarktkette Spar.
  • Die Gemüsewelt kostet etwa 50 Millionen Euro. Der 4,3 Hektar große Bio-Bereich geht nun in Betrieb. 19 Hektar groß wird der Bereich für den konventionellen Anbau, vor einer Woche fand die Bauverhandlung statt. Von den Projektgegnern gibt es abermals zahlreiche Einsprüche. Ein Baustart im heurigen Jahr ist daher unrealistisch.
  • Nach Tomaten und Paprika sollen bald auch Gurken angepflanzt werden. Angestrebt wird eine Jahresmenge von 1200 Tonnen Bio- und 10.000 Tonnen konventionelle Ware. In den Supermärkten ist das Gemüse durch den Zusatz "Blumauer" erkennbar.
  • Im Vollausbau sollen zirka 200 Menschen Arbeit finden.
  • Damit die Glashäuser in der Landschaft nicht so dominierend wirken, werden rund um das Areal Nussbäume gepflanzt.
  • Als letzte Ausbaustufe ist eine Gemüseschauwelt (gläserne Produktion) vorgesehen. Sie soll 2018/19 errichtet werden.
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