PS4-Grafikfeuerwerk

Open-World-Hit “Infamous: Second Son” im Test

Spiele
21.03.2014 14:28
Mit "Infamous: Second Son" bringt Sony gemeinsam mit dem Studio Sucker Punch das erste große Exklusiv-Game seit den Release-Titeln "Knack" und "Killzone: Shadow Fall" auf die PlayStation 4. Mit Superkräften ausgestattet, erkundet der Spieler darin eine optisch opulent in Szene gesetzte Version der US-Metropole Seattle, die beim Probespielen mehr als einmal für eine weit geöffnete Kinnlade beim Tester sorgte. Ob "Infamous: Second Son" mehr als nur atemberaubende Grafik bietet, klärt unser Test.

Wer schon einmal einen Teil der "Infamous"-Reihe gespielt hat, wird sich in der Welt von "Second Son" schnell zurechtfinden. Die Rahmenhandlung in aller Kürze: Der Spieler schlüpft in Sonys Game in die Haut des Kleinganoven, Graffitisprayers und US-Ureinwohners Delsin Rowe, dessen Leben sich schlagartig ändert, als vor seiner Haustür ein Gefangenentransport verunglückt.

Inmitten brennender Wrackteile sucht er gemeinsam mit seinem Bruder – der ist pikanterweise Sheriff – nach Überlebenden und wird prompt von einem mit Superkräften gesegneten Gefangenen angegriffen, einem sogenannten Bioterroristen oder Conduit. Beim Kampf gegen den Ungustl entdeckt Delsin, dass er selbst besondere Kräfte hat.

Protagonist saugt Kräfte auf wie ein Schwamm
Er saugt die Superkräfte anderer Conduit nämlich auf wie ein Schwamm – und kann sich nach der Begegnung mit dem Gefangenen plötzlich in eine Aschewolke verwandeln, die problemlos durch Lüftungsschächte kriecht, mit einer brennenden Kette Gegner verprügelt und noch ein paar andere Tricks parat hat.

Während Delsin seine neuen Fähigkeiten ziemlich cool findet, reagiert die Gesellschaft weniger gelassen auf Typen wie ihn. Die Menschen haben Angst vor Leuten mit Superkräften und verfolgen diese als Bioterroristen. Schnell macht Delsin die Erfahrung, nun ein Außenseiter zu sein und von den Behörden gejagt zu werden.

Er stößt auf eine besonders fiese Gesetzeshüterin namens Brooke Augustine, die selbst über spezielle Kräfte verfügt, diese jedoch nutzt, um andere Bioterroristen zu jagen. Nachdem Delsin ihr beim ersten Zusammentreffen unterliegt und die fiese Chefin der obersten Sicherheitsbehörde auch noch Delsins ganzen Stamm schwer verwundet, macht sich der junge Graffiti-Sprüher auf, die fiese Mutantin aufzuhalten. Das alles unterhält, erstaunt aber selten.

Offene Welt mit Superkräften erforschen
Spielerisch gilt es, sich in der offenen Spielwelt – es handelt sich um eine komprimierte und auf Zugänglichkeit getrimmte Version der US-Metropole Seattle – durch Aufträge zu arbeiten und es am Ende mit der bösen Augustine aufzunehmen. Zusätzlich zur Haupthandlung rund um den Kampf gegen die fiese Mutantin gibt's jede Menge mehr oder minder unterhaltsame Nebenquests.

Mal sprüht man mittels aufrecht gehaltenem Gamepad Graffitis an die Wand, mal rettet man Zivilisten, mal befreit man einen Stadtteil von Augustines Schergen. Kurzum: Fad wird einem in "Infamous: Second Son" nicht so schnell. Das Spiel bietet viel Missionsfutter und lädt durch seinen offenen Aufbau dazu ein, die Stadt zu erforschen und auch Nebenaufträge abzuarbeiten.

Neue Abenteuer durch neue Superkräfte
Weil Delsin im Verlauf des Spiels ständig neue Superkräfte bekommt, gelangt er immer wieder an Orte, die zuvor unzugänglich waren. Kann der Held zunächst nur durch Lüftungsschächte huschen, lernt er mit der Zeit Supersprünge, kurze Schwebemanöver und eine Superkraft, mit der er ohne größere Probleme Wolkenkratzer emporläuft. Selbst Segelflüge sind im später kein Problem mehr.

Ebenso abwechslungsreich wie die Fortbewegungs-Superkräfte sind Delsins Offensivkräfte. Schießt er anfangs nur mit kleinen Feuerbällchen um sich, lernt er später auch deutlich destruktivere Superkräfte, die sich vortrefflich eignen, um unter den Schergen der bösen Augustine aufzuräumen. Dass er als Bioterrorist über gewisse Vorzüge wie erhöhte Stärke oder eine beeindruckende Selbstheilungsfähigkeit verfügt, kommt noch dazu.

Fesselndes Gameplay, aber nichts wirklich Neues
Das spielt sich in der Praxis ziemlich cool und macht auch längere Zeit Spaß. Beim Testen haben wir uns mehr als einmal dabei ertappt, alle Aufträge links liegen zu lassen und einfach mal auf Seattles Wolkenkratzern herumzuturnen und die Aussicht zu genießen. Wirklich frisch ist das Spielprinzip allerdings auch nicht, ganz ähnlich funktionierten auch schon die Vorgänger und die Open-World-Games der "Prototype"- und "Saints Row"-Reihe.

Spielerisch gelingt es "Infamous: Second Son" daher selten, sich nachhaltig von der Masse guter Open-World-Spiele abzuheben. Die meisten Spielelemente hat man auch auf der letzten Konsolengeneration schon mehr als einmal gesehen. Nur vereinzelt gibt es Lichtblicke – etwa bei den immer wieder eingestreuten Momenten, in denen der Spieler zwischen guter und böser Vorgehensweise wählen muss.

Sich dabei für eine bestimmte Richtung zu entscheiden, zahlt sich im Spielverlauf in Form von mächtigen Superangriffen aus, mit denen Delsin Leid und Verderben über seine Feinde bringt. Schade: Die Auswahlmöglichkeiten zwischen gutem und schlechtem Vorgehen sind meist auf den ersten Blick durchschaubar, wirklich nachdenken und Vor- und Nachteile abwägen muss man nicht.

Traumhafte Optik mit enormem Detailgrad
Während "Infamous: Second Son" spielerisch wenig Neues bietet, überzeugt das Game durch eine traumhafte Optik, mit der die Fähigkeiten der PS4 eindrucksvoll demonstriert werden. Detailreiche Landschaften mit scharfen Texturen und tollen Licht-, Wetter- und Wassereffekten sorgten beim Probieren mehr als einmal für Staunen beim Tester. Das neue "Infamous" zählt zu den schönsten Games, die wir bis dato gesehen haben.

Erfreulich gut sind auch die Charaktere geworden. Die überzeugen mit realitätsnahen Gesichtern, natürlich wirkenden Texturen, geschmeidigen Bewegungen und weitestgehend gelungenen Gesichtszügen. Dass gerade Delsin in puncto Mimik hin und wieder ein wenig unnatürlicher als Nebencharaktere wirkt und generell nicht gerade vor Charisma sprüht, ist dabei Kritik auf hohem Niveau. Schließlich stimmen sogar die Lippenbewegungen meist mit dem Text überein.

Einzig gelegentliche Grafikfehler und Bugs – im Test blieben wir mit Delsin einmal in der Luft "hängen" und mussten den letzten Speicherstand neu laden – trüben den technisch ansonsten nahezu perfekten Eindruck. Besonders die Licht- und Partikeleffekte, die Delsin mit seinen Kräften heraufbeschwört, haben uns beeindruckt. Ebenso die großartigen Wettereffekte mit fast schon beängstigend realem Regen und die enorme Weitsicht. Auch sehr cool: Stellenweise ist die Umgebung zerstörbar, vereinzelt können ganze Gebäude eingerissen werden.

Gelungener Sound, kleine Macken bei der Steuerung
Keinen Anlass zur Kritik gibt's auch bei der Vertonung. Bei der Auswahl der Synchronsprecher haben Sony und Sucker Punch ein glückliches Händchen bewiesen, sie passen allesamt sehr gut zur vertonten Figur – selbst in der getesteten deutschen Version. Die Umgebungsgeräusche sind ebenfalls stimmig, der Soundtrack eingängig, aber unaufdringlich.

Kleine Macken offenbart das neue "Infamous" hingegen bei Steuerung und Kameraführung. Im Test machte vor allem die Kamera immer wieder Probleme, was in den hitzigen Gefechten – die Soldaten unter dem Befehl von Augustine sind durchaus ernst zu nehmende Gegner und treten gerne in rauen Mengen auf – zu einem echten Problem werden kann. Denn: Während man Soldaten verprügelt, Angriffen ausweicht und Gegner mit Superkräften bewirft, hat man eigentlich andere Sorgen, als die Kamera zum gefühlt hundertsten Mal nachzujustieren. Zumal man ja auch noch zielen soll, damit Fernkampffähigkeiten die Gegner auch treffen.

Abseits dieser kleinen Schwächen ist die Steuerung jedoch gut gelungen. Sucker Punch nutzt die Fähigkeiten des PS4-Controllers – das Touchpad, die Lagesensoren – sehr geschickt, um im Spiel Aktionen durch Touchpad-Wischen auszulösen oder den Controller in eine virtuelle Spraydose für Graffiti-Minigames zu verwandeln.

Fazit: Wunderschön, spaßig, aber nicht bahnbrechend
Was bleibt, ist kein extrem innovatives, aber ein stets unterhaltsames Open-World-Actionfeuerwerk mit stellenweise atemberaubend toller Grafik, super animierten und ziemlich lebensechten Charakteren und einer großen, detaillierten Spielwelt. Kleine Schwächen bei der Kameals Kritik auf hohem Niveau zu verstehen.

Spaß macht es nämlich trotzdem reichlich, mithilfe von Delsins Superkräften Hochhäuser zu erklimmen, Soldaten zu vermöbeln und sogar ganze Gebäude einzureißen. Würde "Infamous: Second Son" nicht nur bei der Optik neue Maßstäbe setzen, sondern auch erzählerisch und spielerisch, wäre sogar eine noch höhere Wertung drin gewesen. Trotzdem: Wer eine PS4 hat und Software sucht, die zeigt, wozu Sonys Leistungsmonster in der Lage ist, sollte sich Delsins Abenteuer unbedingt ansehen.

Plattform: PS4
Publisher: Sony
krone.at-Wertung: 8/10

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