Telekom-Prozess

Teilgeständnis von Ex-Vorstand Rudolf Fischer

Wirtschaft
11.02.2013 17:11
Am Montag hat der Prozess rund um die Causa Kursmanipulation bei der Telekom Austria begonnen. Dabei wird der Vorwurf behandelt, Ex-Festnetzvorstand Rudolf Fischer (Bild) und andere Ex-Manager hätten 2004 den Kurs der Telekom-Aktie künstlich nach oben getrieben, um sich Boni zu sichern. Fischer, als Hauptbeschuldigter geführt, gab gleich zum Auftakt eine Zahlung von 500.000 Euro an den Broker Johann Wanovits zu.

Fischer gab gegenüber Richter Michael Tolstiuk an, er sei davon ausgegangen, dass der Zahlung eine Leistung gegenüberstand. Es sei keinesfalls Bestechungsgeld, sondern vielmehr der Dank für den Beistand bei einem Angriff auf den Kurs der Telekom Austria gewesen.

Kontakt zu Wanovits, von dessen Aktiengeschäften für die Telekom sich der Hauptangeklagte vor Gericht möglichst weit zu distanzieren versuchte, habe er lediglich ein einziges Mal gehabt, so Fischer. "Wanovits hatte keinen Auftrag von uns, er hat es auf eigene Rechnung durchgeführt. Es gab ein Einverständnis, wenn einer hilft, dann hilft man ihm auch", schilderte der Ex-Festnetzvorstand. Mittlerweile habe er die an den Broker gezahlte Summe durch einen Grundstücksverkauf der Telekom zurückgezahlt, so Fischer. Ihm tue die ganze Sache leid.

Fischer: "Kurspflege war Idee von Schieszler und Trimmel"
Dass er persönlich durch das Bonusprogramm eine Vergütung von deutlich über 300.000 Euro bekommen habe, relativierte Fischer. Unterm Strich seien ihm lediglich rund 30.000 Euro übrig geblieben. Wer das "Go" für das Einschreiten von Wanovits gegeben hatte, wusste der ehemalige Festnetzvorstand nicht mehr. Er räumte aber ein, dass die im Geheimen getätigten Aufkäufe eine schiefe Optik hätten.

Fischers Anwalt betonte zu Prozessbeginn, dass durch die Handlungen seines Mandanten nur eine Art "mittelbarer Schaden" entstanden sei. Die Voraussetzungen für Untreue seien daher nicht gegeben.

Vier weitere Personen auf der Anklagebank
Nach Fischer musste am Montag auch der ehemalige Finanzvorstand Stefano Colombo im Wiener Landesgericht Rede und Antwort stehen. Er bekannte sich nicht schuldig. Beim Anstieg des Telekom-Aktienkurses quasi in der letzten Minute, der das Bonusprogramm auslöste und ihm selber 390.000 Euro bescherte, habe er sich nichts gedacht.

Neben Fischer und Colombo sitzen Ex-Generaldirektor Heinz Sundt, der frühere Telekom-Manager Josef Trimmel sowie Wanovits auf der Anklagebank. Letzterer wird als Beitragstäter geführt. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Unter anderem wird Sundt Rede und Antwort stehen müssen. Er betonte bereits zu Prozessbeginn, dass er keinen Kurs manipuliert habe und Wanovits nicht kenne.

Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden von über zehn Millionen Euro aus. Im Falle einer Verurteilung drohen den fünf Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft.

Erstmals kommt Kronzeugenregelung zur Anwendung
Erstmals in der Strafrechtsgeschichte kommt in dem Prozess die Kronzeugenregelung zu tragen. Der ehemalige Telekom-Manager Gernot Schieszler hatte sich der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge angeboten. Er packte aus - und sitzt im Prozess nun im Zeugensessel und nicht auf der Anklagebank.

Dennoch darf sich der ehemalige Vorstandsassistent noch nicht in Sicherheit wiegen, könnten ihm doch am Ende Schadenersatzansprüche der Telekom blühen. Der teilstaatliche Konzern hat sich dem Verfahren nämlich als Privatbeteiligter angeschlossen.

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