Als die Forscher um Michael Kohn von der Rice University in Houston die Mäuse in einem deutschen Labor untersuchten, staunten sie: Durch eine Veränderung des Gens "vkorc1" waren die Tiere immun gegen Warfarin. Und: Ihre Gensequenz war identisch mit derjenigen der Algerischen Maus (Mus spretus) - die in Deutschland aber gar nicht vorkommt, sondern nur im Mittelmeerraum und in Nordafrika.
Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass zwei Prozesse zu der Resistenz der Mäuse geführt haben: Zunächst haben sich offenbar die Gene der Algerischen Maus durch eine Mutation im Erbgut verändert. Die Tiere haben sich durch ihr Leben in der Wüste wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum hinweg an eine Vitamin-K-arme Ernährung angepasst. Das machte sie - zufällig - auch resistent gegen den Wirkstoff Warfarin. Vitamin K ist bedeutend für die Blutgerinnung.
Resistenz wurde weitervererbt
Die beiden Mäusearten müssen sich anschließend in Regionen, in denen sie beide vorkommen - beispielsweise in Nordafrika oder Spanien - gekreuzt haben. Dabei wurde die Resistenz gegen Warfarin offenbar an die Westliche Hausmaus weitergegeben. "Wir haben die Evolution auf frischer Tat ertappt", berichtet Michael Kohn. Mit dem Transport von Getreide oder anderen Lebensmitteln sei der neue Mäusestamm dann wahrscheinlich nach Westfalen gekommen.
Modellrechnungen zeigen, dass der Einbau des Gens erst vor etwa zehn bis 20 Jahren stattfand - also nach der Einführung der Schädlingsmittel. Die Studie wurde in der Online-Ausgabe des Journals "Current Biology" veröffentlicht. Daran beteiligt waren auch Mitarbeiter der Pharmafirma Bayer AG, die die Studie finanziell gefördert hat.
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