"Krone" vor Ort

Chronik der Hilfsaktion für ukrainische Hunde

Tierecke
16.12.2011 15:15
Es ist bereits dunkel, als "Krone"-Tierlady Maggie Entenfellner und ihr Team das Tierasyl "SOS" in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erreichen. Mit Taschenlampen leuchtet man ihnen den Weg, denn Strom ist hier Luxus. Leiterin Tamara Tarnawska ist sichtlich froh, dass endlich Hilfe gekommen ist. Es fehlt an allem: Futter, Hundehütten und Medikamente für die ehemaligen Straßenhunde sind Mangelware. Für die Tierecke steht fest: Hier wird dringend Hilfe benötigt! Es ist der Beginn einer berührenden und aufreibenden Hilfsaktion, die in der Ukraine so noch nicht durchgeführt wurde.

Gleich nach der Landung am Kiewer Flughafen geht es für Maggie Entenfellner und ihr Team in das Tierasyl "SOS". Dessen Leiterin Tamara Tarnawska hatte sich zuvor verzweifelt an die Tierecke gewandt. Mehr als 1.500 Hunde und 180 Katzen leben derzeit in ihrer Obhut - und es werden immer mehr. Nie kommt jemand hierher, der einem von ihnen ein neues Zuhause geben möchte. Tamara Tarnawska und ihre sechs ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmern sich aufopfernd um ihre Schützlinge. Fast alle der Vierbeiner lebten zuvor auf der Straße und wurden von den Tierschützern vor den "Säuberungsaktionen" gerettet.

Grausame Tötungen gehen weiter
Denn ja, trotz gegenteiliger Medienberichte, das grausame Töten von Streunern habe keineswegs aufgehört, erzählt Tamara. Als wir sie damit konfrontieren, dass viele Europäer nicht an die Tötungen glauben, schüttelt sie betreten den Kopf. "Da wurden falsche Informationen in Umlauf gebracht und Propaganda gemacht. Vor ein paar Wochen gab der Premierminister ein Statement ab, dass die Tötungen gestoppt wurden. Das ist leider nicht wahr. Die Tiere sind seitdem in vielen Städten und Dörfern weiterhin vergiftet oder erschossen worden, dafür haben wir Beweise."

"Krone" leistet dringend benötigte Sofort-Hilfe
Am Mittwochvormittag kehrte das Team rund um Maggie Entenfellner zum Tierasyl zurück, um Tamara Tarnawska die Hilfsgüter zu übergeben, die von Nestlé Purina und Fressnapf zur Verfügung gestellt wurden. Bei der Entladung waren neben Botschafter Bereznyi auch ukrainische Parlamentsabgeordnete und Mitglieder der Kiewer Stadtverwaltung anwesend. Mehr als vier Tonnen Hunde- und Katzenfutter und dringend benötigtes Zubehör wie Decken, Hundehütten wurden an die glücklichen Helfer und die neugierigen Hunde verteilt.

Was die Tierecke im Detail in der Ukraine erreichen konnte und wie die Spendengelder verwendet werden sollen, kannst du hier nachlesen.

Operation im Licht der krone.tv-Kamera
Die mitgereiste Tierärztin Dr. Iris Fröhlich verbrachte den Tag im Tierasyl, um Soforthilfe zu leisten. Dabei sah sie sich mit widrigen Bedingungen konfrontiert: "Es gibt nicht einmal ein schneidendes Skalpell, nicht genug Strom." Die engagierte Veterinärin konnte nur mit den vorhandenen Mitteln agieren und operierte einen Spaniel-Mix, dem ein Auge aus der Höhle hing, unter beinahe spektakulären Umständen: Im Licht der krone.tv-Kamera, mit einer alten Klinge. Desweiteren impfte und entwurmte sie Dutzende Hunde und Katzen. Ein Lichtblick: Im Tierasyl von Tamara Tarnawska sind bereits alle Vierbeiner kastriert.

Maggie Entenfellner appellierte an Politik
Währenddessen absolvierte Maggie Entenfellner einen wahren Marathon an Presseterminen und Politikertreffen, um auch die ukrainische Regierung für den Kampf gegen Tierquälerei an Straßenhunden zu gewinnen. Bei einer Pressekonferenz sprach sie vor den anwesenden Journalisten und Tierschützern über die Wichtigkeit von Kastrationsprojekten als Alternative zum grausamen Töten der Streuner. Der stellvertretende Bürgermeister Kiews, Alexander Macurchak, zeigte sich gesprächsbereit und räumte ein, dass in puncto Tierschutz ein Umdenken nötig sei. Schon für den nächsten Tag sagte er eine Abstimmung der Gemeinderäte über tierschutzrelevante Themen zu.

So sollen etwa ein neues, gemeindeeigenes Tierasyl errichtet und die Unterstützung durch österreichische Tierärzte - vor allem bei Kastrationsprojekten - erleichtert werden. "Wir sind Ihnen für diese konkrete Hilfe sehr dankbar, die so noch keine andere ausländische Organisation in der Ukraine geleistet hat. Wir hoffen, dass viele Ihnen folgen", so der Politiker zu Maggie Entenfellner. Ein Treffen mit dem Minister für Ökologie und Naturschätze musste aufgrund der vielen Termine Maggies gar in den späten Abend verschoben werden. Er sagte zu, dass er sich persönlich an die Bürgermeister des Landes wenden werde, damit keine weiteren furchtbaren Tötungen passieren können.

Ukrainische Tierschützer berichten von Grausamkeiten

Gespräche anderer Art ergaben sich mit ukrainischen Tierschützern, die Maggie Entenfellner von der anhaltenden Gewalt gegen Streunerhunde berichteten. Im Ort Gorlowka soll die Beseitigung der Straßenhunde vom Bürgermeister als 25.000 Euro schwerer Auftrag offiziell ausgeschrieben worden sein. Die Tiere sollen dort erschossen, vergiftet und zum Teil lebendig miteinander in eine Grube geworfen worden sein, darauf goss man Flüssigbeton! Auch gegen Tierschützer geht man brutal vor: Oksana, Leiterin eines anderen Tierasyls, wurde vor wenigen Wochen brutal überfallen. Gegner ihrer Arbeit schlugen die Frau zusammen und töteten die Hälfte der Hunde in ihrem Heim. Die "Krone"-Tierecke wird ihr für den Wiederaufbau des Asyls eine Spende von 1.000 Euro zukommen lassen - gegen Rechnungsbelege.

Streuner sind tatsächlich keine große Gefahr

Auf den Straßen Kiews ist kein Streuner mehr zu sehen. "So war es nicht immer. Eine sehr große Zahl von Hunden in Kiew wurde umgebracht, vor allem in der Innenstadt, wegen den Touristen. Im Industriegebiet der Stadt findet man nach wie vor streunende Hunde", so Tamara. Maggie Entenfellner wollte vom Stellvertreter des Bürgermeisters von Kiew wissen, ob denn tatsächlich eine Gefahr von den streunenden Vierbeinern ausgeht - immer wieder geistern Geschichten von Angriffen durch die Medien. Die Antwort fällt deutlich aus: 60% der jährlichen Bissvorfälle gehen auf privat gehaltene Hunde zurück, so der Politiker. Todesfälle aufgrund von Streuner- Angriffen seien ihm nicht bekannt.

Tierschützerin Tamara hat zu den Medienberichten eine klare Meinung: "Schauen Sie, Sie sind alle durch unser Asyl gegangen, Sie haben die vielen Hunde hier gesehen, die frei herumlaufen. Sie beißen nicht, viele bellen nicht einmal, sie suchen den Kontakt und wollen spielen." Es ginge darum, die Bürger zu verängstigen, da ist sie sich sicher. Sie sollen denken, dass die Streuner gefährlich sind und deswegen umgebracht werden müssen. Tamara selbst arbeitet seit zwanzig Jahren täglich mit Straßenhunden, gebissen wurde sie nie.

Auch ein Waisenhaus hat Spende erhalten
Vor dem Rückflug besuchte das Team noch ein ukrainisches Kinderheim, mit dessen Hilfe die höchst komplizierte Hilfssendung überhaupt erst möglich geworden war. Maggie Entenfellner: "Wir haben dort auch eine Geldspende von 1.000 Euro aus jenen Mitteln, die uns die FPÖ überantwortet hat, leisten können. Damit konnten ein paar mehr Weihnachtswünsche der Kinder erfüllt werden." Die Streunertiere sind die besten Freunde jener Kinder, die auf den Straßen aufwachsen, und oft ihre einzige Quelle für Wärme und Zuneigung, so die Heimleiterin.

Nach zwei bewegenden und ereignisreichen Tagen kehrte das Team rund um Maggie Entenfellner am Donnerstag nach Wien zurück. Am 16.12. wird Maggie Entenfellner im Servicemagazin "Konkret" auf ORF 2 zu sehen sein, wo über die Hilfsaktion berichtet wird. Kurz nach der Ausstrahlung wird die Sendung hier online abzurufen sein.

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