Senken Fruchtbarkeit

Weniger Kinder bei Schwiegermutter im Haus

Wissenschaft
25.10.2017 12:41

Will Frau viele Kinder bekommen, dann sollte sie nicht mit ihrer Mutter oder Schwiegermutter im selben Haushalt wohnen: Das haben Wiener Forscher herausgefunden, die das Phänomen in 14 Ländern untersucht haben. Vor allem junge potenzielle Omas, die selber noch schwanger werden können, seien wohl eine interne Konkurrenz, weil sie möglicherweise lieber eigene Kinder als Enkeln großziehen wollen.

Ein Team um Martin Fieder vom Department für Anthropologie der Universität Wien hat Volkszählungsdaten von zweieinhalb Millionen verheirateten Frauen zwischen 15 und 34 Jahren aus vierzehn Ländern (unter anderem Argentinien, Griechenland, Malawi, Sudan, Thailand, USA, Sambia) analysiert. Die große Mehrheit dieser Frauen leben mit ihrem Mann ohne Mutter oder Schwiegermutter zusammen,  heißt es in der Studie, die im Fachmagazin "Royal Society Open Science" erschienen ist. 

Selten wohnen beide Mütter beim Paar
Am seltensten teilen sich Frauen den Haushalt mit der eigenen Mutter in Malawi (0,8 Prozent), am häufigsten in Thailand (17 Prozent). Mit der Schwiegermutter geschieht dies am wenigsten oft in den USA (1,5 Prozent), während im Irak sogar die Mehrheit (53 Prozent) der Frauen in deren Obhut ist. In nur sehr wenigen Fällen (460 von 2,5 Millionen) wohnen sogar beide Mütter bei dem verheirateten Paar.

Bisher nahmen die meisten Evolutionsbiologen an, dass Großmütter ihre Töchter und Schwiegertöchter beim Großziehen der Enkel unterstützen, und dass die jungen Frauen daher mehr Nachwuchs haben. Dies ist aber durchgehend nicht der Fall. Sowohl Mütter wie Schwiegermütter im Haushalt drücken die Fruchtbarkeit der Frauen signifikant, berichten die Forscher. Sie bekommen zwar früher ihr erstes Kind, werden aber von jenen Frauen rasch überholt, die nur mit ihren Ehemännern zusammenleben. 

Der Fertilitäts-hemmende Effekt ist laut Forschern bei der Präsenz der eigenen Mutter stärker ausgeprägt als bei der Schwiegermutter im Haus. "Österreichs Frauen sind zwar nicht in der Studie inkludiert, aber prinzipiell sieht es hier exakt so aus, wie wir bei den anderen Ländern gefunden haben", sagte Fieder im Gespräch mit der APA.

Konkurrenz um Ressourcen
Er vermutet, dass die Mütter und Schwiegermütter für die jungen Frauen eine Konkurrenz um Ressourcen sind. Dabei geht es wohl weniger um die Zeit mit dem Sohn beziehungsweise Partner, sondern um das Kinderkriegen und deren Betreuung. "Wir sehen dies in den Daten vor allem, wenn die Schwiegermütter oder Mütter jünger sind und selber Kinder bekommen können", so der Anthropologe. Dann sei die Konkurrenz wohl am stärksten, weil diese lieber ihre Zeit und Mühe in die Versorgung eigener Kinder stecken als in jene der Enkeln.

In der Fachpublikation sprechen die Forscher noch eine andere Möglichkeit an - nämlich, dass vor allem Schwiegermütter als Aufpasserinnen fungieren könnten, damit ihren Söhnen kein "Kuckuckskind" untergejubelt wird. Denn in solchen Fällen würden die "Enkel" nicht Teile ihres Erbguts tragen. Auch das könnte die Kinderzahl drücken.

 

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