Miete um 7 Euro

Was in Salzburg geht

Salzburg
05.09.2017 08:52

Geht es nach Bürgermeisterkandidat Bernhard Auinger, will die Stadt bald um 7 Euro Miete pro Quadratmeter selbst bauen. In Tirol funktioniert es bereits mit 5 Euro, doch wie soll das in Salzburg gehen? Baurechtszins, Wohnbauförderungsgesetz und überbordende Bürokratie wie Kosten stellen sich in den Weg.

Das "Low-Budget-Modell" aus Tirol (siehe Kasten rechts) ist in aller Munde, in der Stadt will Auinger diesem Vorbild folgen, im Land arbeitet Landesrat Hans Mayr daran. Doch während die Tiroler Landesregierung alle Hebel dafür in Bewegung gesetzt hat, hapert es in Salzburg an der Bürokratie und natürlich am Geld: Um überhaupt noch günstig bauen zu können, brauchen die Gemeinnützigen Wohnbauträger einen billigen Grund, am besten zum quasi Nulltarif. Die vorgeschriebenen Bebauungsdichten verteuern die Projekte, denn: Je enger eine Siedlung gebaut wird, desto weniger kostet die einzelne Wohnung. Nur, "Aufeinander picken" wie etwa am Stadtwerkeareal möchte auch niemand mehr.

Pilotprojekt in Itzling für junge Leute

Der größte Brocken sind aber die Baukosten, die sich ebenso nach Vorgaben richten: Architektur, Fassaden, Lüftungen, Baustoffe, Fenster, Parkplätze und Keller treiben den Preis nach oben, so dass auch eine geförderte Wohnung wenig Verdienende in die Bredouille bringt.

Auinger schlägt nun vor, dass die stadteigene Immobiliengesellschaft (SIG) selbst als Bauherr auftritt und kleinere Wohneinheiten auf stadteigenen Grundstücken selbst umsetzt: "Das ist kein verlorenes Geld, weil die Projekte ja im Eigentum der Stadt bleiben und einen Wert haben. In Wien läuft das erfolgreich. Im neuen Räumlichen Entwicklungskonzept wollen wir mehr Vorbehaltsflächen - natürlich nicht im geschützten Grünland - ausweisen. Ziel ist eine Miete von 7 Euro pro Quadratmeter bei Neubauten und bei vielen bereits bestehenden Wohnungen in Stadteigentum."

Stadt will wieder selbst Bauherr sein

Zwei Euro beim Quadratmeter-Preis weniger sollen unter anderem durch das Weglassen von Tiefgaragen erreicht werden, ein Parkplatz kann oberirdisch angemietet werden. In Gegenden, wo das Öffi-Angebot ausreichend ist und Familien kein Auto haben oder brauchen, durchaus machbar: "Dafür braucht es aber ein besseres Mobilitätskonzept, im Wohnbau darf es nicht auf Kosten der Qualität gehen", meint Planungsstadtrat Johann Padutsch.

Anstelle der stadteigenen, alten Feuerwehrwache in Itzling, plant die Stadt jetzt als Pilotprojekt 20 bis 25 Starterwohnungen für junge Menschen.

Wohnbauförderung braucht Novelle

Zur Wohnbauförderung des Landes soll es von der Stadt auch einen Zuschuss geben, um die Miete zu drücken. Um dauerhaft billiger zu werden, müsste das Gesetz aber novelliert werden: "Wenn Bernhard Auinger es schafft, den Mietanteil an den Grundkosten der Stadt von zwei auf einen Euro oder weniger zu senken, dann wird es ein Erfolg. Ich unterstütze das. Wir planen derzeit im Land die Förderkategorie ,Smartes Wohnen’ nach Tiroler Vorbild mit einer Miete von 7 Euro", kündigt Wohnbau-Landesrat Hans Mayr an.

TIROL WILL MIETE AUF 4,2 EURO/QM DRÜCKEN

Delegationen aus allen Bundesländern pilgerten unlängst nach Tirol, um sich das "Low Budget-Modell" anzuschauen. Nach Schwaz werden Wohnungen, die es "warm" um fünf Euro pro Quadratmeter gibt, auch in Kufstein und Kitzbühel gebaut. Der Tiroler ÖVP-Wohnbaulandesrat Johannes Tratter zur "Krone": "Wir sind gerade dabei, dass wir noch günstiger werden. Es schaut ganz danach aus, dass wir auf 4,2 Euro runter kommen. Das Sparpotenzial liegt natürlich bei den Garagen, hier vor allem bei Tiefgaragen. Aber auch beim Lift und Kellergeschoss. Das lassen wir einfach weg - daher kommen wir auf den niedrigen Preis." Auf einen Spielplatz und Freiflächen muss aber niemand verzichten. Wer einen Parkplatz will, muss ihn extra anmieten.

Bei den Projekten handelt es sich um Kleinwohnanlagen mit 15 bis 25 Wohnungen.Überwiegend sind das Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen: "50 Quadratmeter gibt es dann in Summe um 243 Euro pro Monat - inklusive Betriebskosten", sagt Tratter. Im Fall von Schwaz umfasst so eine Wohnung ein 11 qm großes Schlafzimmer, eine Wohnküche mit 25,5 qm sowie einen Vorraum (6,2 qm) ein Bad (5 qm) und WC (2 qm).

Voraussetzung für den günstigen Preis ist, dass die Gemeinde den Grund fast geschenkt hergibt. Neben den Gemeinden sollen jetzt in Tirol auch Private und die Kirche mithelfen, passende Grundstücke billig bereit zu stellen. 500 bis 700 Wohnungen plant das Land in diesem Format, dafür gibt es auch extra Geld aus der Wohnbauförderung. In Innsbruck wird bereits nach Möglichkeiten gesucht.

Michael Pichler, Kronen Zeitung

ZITATE

Wohnbau-Landesrat Hans Mayr arbeitet an Gesetzesänderung: "Mit der neuen Förderkategorie "Smartes Wohnen" im Wohnbaugesetz wird nach Tiroler Vorbild Wohnen um 7 Euro möglich."

SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger will Wohnbau forcieren: "Ohne Tiefgarage lassen sich zwei Euro pro qm einsparen. Wir arbeiten außerdem an einem neuen Räumlichen Entwicklungskonzept."

Planungsstadtrat Johann Padutsch, Bürgerliste: "Ein Projekt für günstige Mieten unterstütze ich natürlich. Im Wohnbau darf es aber generell nicht auf Kosten der Qualität gehen."

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