krone.at-Filmkritik

Der “Mommy Porn” wird zur schnulzigen Romanze

Kino
08.02.2017 13:47

Lange mussten die Fans der "Shades of Grey" auf den zweiten Teil der Romanverfilmung warten, doch jetzt ist es soweit. "Fifty Shades of Grey - Gefährliche Liebe" startet in den Kinos - und so viel sei an dieser Stelle schon einmal verraten: Wer sich heiße Sexszenen en suite erwartet, wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Spoiler-Alarm: In den nachfolgenden Zeilen werden einige Details zum Inhalt verraten. Wer sich also überraschen lassen möchte, der sollte jetzt nicht weiterlesen ...

Vor zwei Jahren endete "Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen" damit, dass eine geschockte Anastacia Steele (Dakota Johnson) den jungen Multimilliardär Christian Grey verlässt. Genau dort setzt der zweite Teil an. Ana versucht, Christian zu vergessen und stürzt sich mit Feuereifer in ihren neuen Job als Lektorin bei einem Verlag. Ihr Boss Jack Hyde (Eric Johnson) macht ihr Avancen, doch insgeheim hängt Ana doch noch an Christian mit den SM-Vorlieben.

Der wiederum versucht alles, um seine Ana wieder zurückzubekommen: Blumensträuße im XXL-Format und sein plötzliches Auftauchen bei einer Fotoausstellung sind nur der Anfang. Man merkt: Der Mann hat sich verändert. Aber liebt er sie wirklich, oder ist es doch nur sein Verlangen nach einer unterwürfigen Sub?

Weniger Busen, dafür mehr nackter Grey
Dakota Johnson, deren schauspielerische Leistung im ersten Teil ja eher bemüht war, legt sich mächtig ins Zeug, um 120 Minuten lang die Zerrissenheit von Ana Steele zum Besten zu geben. Und diese Bemühungen gehen streckenweise tatsächlich auf. Auch Jamie Dornan, der diesmal besonders zur Freude der weiblichen Kinobesucher viel Haut zeigen darf, findet endlich in die Rolle des mysteriösen Mister Grey. Das knutschende Liebespaar nimmt man den beiden ab, geht es allerdings an die Schlafzimmer-Szenen, dann wirkt die Performance doch etwas verkrampft.

Apropos Schlafzimmer: Regisseur James Foley verzichtete bei Teil 2 der Trilogie offenbar bewusst auf die ganz harten SM-Szenen, im rot getäfelten Spielzimmer des Herrn Grey geht es nur einmal richtig zur Sache. Auch die Nacktaufnahmen von Dakota Johnson sind eher spärlich gesät. Sonst liegt der Fokus eher auf den auch Otto Normalverbraucher nicht unbekannten Beziehungshöhen und -tiefen. Sie will reden - er nicht. Er ist eifersüchtig, wenn sich ein anderer Mann auch nur nähert, sie wird sauer, als seine Ex-Freundinnen auf den Plan treten. Auch wenn er versichert, dass sie "nur Freunde" sind. Und wie geht eine "normale Beziehung" mit einem Kontrollfreak?

Die tiefen und dramatischen Geheimnisse des Christian Grey, welche dem zweiten Teil des Romans eigentlich die emotionale Tiefe verleihen, werden leider im Schnelldurchlauf erledigt. Und so driftet das ganze allmählich zu einer etwas seichten Liebensgeschichte ab, was allerdings auch nicht unerwartet kommt. Wie gesagt: Wer sich heiße SM-Spielchen, große Emotionen und wilde Bettszenen erwartet, wird noch enttäuschter als bei Teil eins sein. Aber keine Sorge: Ab Ende gibt's natürlich ein Happy End inklusive Feuerwerk und Heiratsantrag. Oder doch nicht? Denn wenn sich der Liebste in die Karriere einmischt und kurzerhand den zudringlichen Chef seiner Herzensdame feuern lässt, kann das wohl kaum ohne Folgen bleiben ...

Fazit: Der einstige "Mommy Porn" wird zum romantischen Liebesfilmchen. Schauspielerisch kriegen die beiden Hauptdarsteller diesmal die Kurve - zumindest meistens. Der vielerwartete Auftritt von Kim Basinger wurde leider zum Sidekick degradiert, allerdings muss man sagen, dass die Kultaktrice zu emotionslos auftritt. Die Emotionen dürften der Faltenfreiheit zum Opfer gefallen sein. Positiv fällt dafür Marcia Gay Harden auf, der man die Rolle als besorgte Mama Grey zu 100 Prozent abnimmt. Auch Rita Ora als Greys Schwester Mia kann überzeugen. Liebhaber von Kino-Romanzen kommen definitiv auf ihre Kosten, ein perfekter Film für den Mädelsabend.

Männern, auch denen, die vielleicht etwas ausgefressen haben und mit dem Kinobesuch wieder Boden gutmachen wollen, sei eher abgeraten. Neben dem durchtrainierten Mister Grey, der mit Diamanten um sich wirft, Luxusschlitten fährt und dabei auch noch seiner Angebeteten emotional sein Innerstes offenlegt, hat man einen schwierigen Stand. Da lieber die Damen einen Abend lang alleine schmachten lassen. Und zuhause die Liebste zum Valentinstag mit ein paar Rosen überraschen.

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