Bild-Band

FOTOS im Krone.at-Interview

Musik
19.10.2006 16:27
„Pop-Songs funktionieren ähnlich wie Fotos: Du siehst ein Bild an oder legst eine alte Platte auf, und es erinnert dich an irgendetwas“, sagt Tom Hessler, Sänger, Gitarrist und songschreiberisches Großhirn einer soeben aus dem Indie-Äther aufgetauchten Band, die sich so nennt, wie jene Artefakte, die uns täglich zu Tausenden vor der Nase herumschwirren: „Fotos“.
(Bild: kmm)

Erzählt man jemandem von Fotos, kommt man mitunter ganz schön ins Schwitzen. Es geht irgendwie um Fotos (Bilder), die Band heißt Fotos und ihr Debütalbum lautet ebenfalls auf Fotos. „Wir hätten’s auch ‚Fotoalbum’ nennen können, aber das wäre zu platt“, meint Tom, der an diesem Tag in Wien sicher schon zigmal erklären musste, warum seine Band so heißt wie sie eben heißt.

Viel interessanter ist es, wenn der 22-jährige Ex-Kellner - nicht jeder Musiker wird als Musiker geboren - erzählt, warum Fotos so klingen wie sie eben klingen. „Wir sind alle von britischer Musik sozialisiert worden und die Platte ist auch relativ ähnlich entstanden, wie das so bei Debütalben von englischen Bands der Fall ist.“ Sprich: Kohle zusammenkratzen, mit dem besten Song-Material, das man hat in ein Studio gehen und die Tracks auf Teufel komm raus reinklopfen.

Bei Fotos kam der Rest fast von alleine: Die großen Labels buhlten um die vier Talente und bald hatten sie den Vertrag in der Tasche – bloß der Reichtum lässt noch auf sich warten. „Wir können auf jeden Fall noch nicht von der Musik leben“, sagt Tom. Dafür wird die Zahl derer, die mit ihrer Musik leben können, von Tag zu Tag größer.

Ihr Debüt ist ein wort- und klangreiches Auf und Ab und ganz und gar „undeutsch“. Die aktuelle Single „Giganten“ klingt rau, unbearbeitet. „Sag Bescheid, wenn du gescheitert bist und wieder mal fällst und zum Trotz irgendeinen Unschuldigen anbellst“, singt Tom mit zickig-arrogantem Unterton. Tischmusik ist das definitiv keine, sollte es auch nie werden: „Die Platte ist relativ laut produziert, ich schrei auch ziemlich viel rum und das fordert einfach gewisse Aufmerksamkeit.“

„Wiederhole deinen Rhythmus“ pöbelt den Zuhörer unsanft an während man sich von „Katharina“ ganz tief runterziehen lassen kann. Aus der Rhythmus-Kiste wird natürlich auch geschöpft, womit Fotos ein wenig den kreisenden Beats von Franz Ferdinand oder ähnlichen UK-Acts naherücken oder auch von anderen näher gerückt werden. Direkten Vergleichen stimmt Tom aber nicht zu: „Franz Ferdinand haben einen viel fröhlicheren Touch als unsere Songs.“

Zufallsprodukt ist ihre Musik nie gewesen. Gitarrist Deniz studiert Jazz, schon allein deswegen bleibt die Drei-Akkord-Schrammelei à la Sportfreunde Stiller aus. Aber auch aus genau diesem Grund weiß Tom, dass man Fotos nicht im Supermarkt-Radio hören wird. „Wir haben uns von vornherein eingeredet, dass das keine Musik ist, mit der man extremen Erfolg hat und mit der man durch die Decke geht“, sagt er.

Aber es läuft und das findet Tom auch gut, denn „es zeigt, dass die Leute Lust auf spannende Musik haben und nicht immer den gleichen Einheitsbrei vorgesetzt bekommen wollen. Die wollen keinen Phil Collins mehr hören, von vor zwanzig Jahren. Das geht ihnen einfach auf die Eier!“ Kann der Masterplan von Fotos dann eigentlich noch schiefgehen? „Alle, die’s bisher gehört haben, fanden es zumindest okay wenn nicht gut. Es hat zumindest niemanden kalt gelassen. Höchstens polarisiert es und einer sagt, er findet es scheiße... aber dann ist das ja auch schon wieder ein Kompliment“, meint Tom. Und wenn dieser eine Kritiker ein Phil-Collins-Fan wäre, dann erst recht ;-)

9 von 10 Schnappschüssen


Christoph Andert

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