"Krone": Frau Doktor, wie kann das zustande kommen?
Gerti Senger: Erstens, weil Freundinnen und Freunde von Anfang an ein hohes "Passungspotenzial" haben. Mit demjenigen ist man befreundet, man kann gut mit ihm oder ihr und kennt ihn oder sie gut. Zweitens haben Freunde oft eine Vertrauensfunktion. Man erzählt, wie schlecht es einem geht und wie schwierig die Situation mitunter ist – dabei entsteht viel Nähe. Und drittens besteht oft eine Rivalität unter befreundeten Frauen. Oft ist das ein unbewusster Faktor. Dabei handelt es sich aber nicht um eine offene Rivalität. Freilich kann aber auch ein Neidfaktor hinzukommen. Vor allem, wenn die eine Frau berühmt ist, die andere Frau aber nicht, und der Mann entscheidet sich dann für die "normale".
"Krone": Kann denn so eine Liaison auf lange Sicht gut gehen?
Senger: In der Praxis sehe ich schon öfters Beziehungen, die halten und auch funktionieren. Obwohl es meistens für den oder die Dritte doppelter Verrat und sehr schmerzlich ist. Denn man wurde nicht nur in der Freundschaft, sondern auch vom Partner "verraten".
"Krone": "Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert", sang einst die Klaus Lage Band. Gibt es sie tatsächlich, die Liebe auf den zweiten Blick?
Senger: Diese oft besprochene Liebe auf den zweiten Blick kommt schon vor. Es scheint zuerst ungewöhnlich, denn man glaubt nicht, dass sich die sinnliche Wahrnehmung ändern kann. Aber durch Dinge wie Seelenschmerz, große Trauer, aber auch durch Erfolg kann sich ein Schalter umlegen. Der bewirkt dann eben, dass man eine andere Wahrnehmung hat – auch in puncto Erotik.
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