Onkel belastet Opa

Zerrüttete Ehe als Motiv für Anstiftung zu Oma-Mord in OÖ

Österreich
27.11.2012 16:33
Jetzt stürzt die Heile-Welt-Fassade rund um den brutalen Mord im oberösterreichischen Taufkirchen an der Pram in sich zusammen: Der Onkel des geständigen mutmaßlichen Oma-Mörders belastet seinen Vater (72) schwer. Er soll mit Seitensprüngen und Streit seiner Frau die Ehe zur Hölle gemacht haben. Bis er schließlich das eigene Enkelkind als Werkzeug des Todes eingesetzt haben dürfte.

Eigentlich unvorstellbar, dass ein angesehener Ex-Hauptschuldirektor seinen geliebten Enkelsohn so manipuliert, dass er für ihn die Ehefrau regelrecht massakriert. Doch die Ermittler und die Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis sind davon überzeugt.

Nun hat auch Onkel Wolfgang D. in einem Brief an den ORF Partei für seinen Neffen ergriffen und schreibt: "Die Ehe meiner Eltern war eigentlich schon seit Jahrzehnten zerrüttet." Vater Leopold D. habe mit seinen Seitensprüngen für Dauerstreit gesorgt. "Meine Mutter hatte nicht die Kraft und den Mut, den im Ort hoch angesehenen Vater zu verlassen", berichtet er 45-Jährige.

"Besonders enge Beziehung zu seinem Enkel"
Er beschreibt auch das Verhältnis zwischen Opa und Enkelsohn: "Mein Vater hat eine besonders enge Beziehung zu seinem Enkel, also meinem Neffen." Deshalb habe sich der Neffe mehr und mehr mit dem übermächtigen Großvater identifiziert. Wolfgang D. hält es für glaubwürdig, dass Lukas von seinem Opa zum Mord angestiftet wurde. Er werde nötigenfalls vor Gericht gegen seinen Vater aussagen.

Der Rieder Anwalt Peter Vogl - er ist Fußballfans auch als Ehrenpräsident der SV Ried ein Begriff - verteidigt im Auftrag der Familie den 18-Jährigen. Er bestätigt: "Die Familie steht geschlossen hinter ihm. Die einzige Erklärung für seine Tat ist das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Opa und Enkel, das es dem Großvater möglich gemacht hat, Lukas so zu manipulieren."

Viele seiner Freunde trösteten Lukas nun via Facebook und schrieben beispielsweise: "Luki, ich steh hinter dir, egal was passiert. Du schaffst das, ich glaub an dich!" Oder sein Bruder: "Ich werde immer zu dir stehen, egal was passiert. Bruderliebe hat keine Grenzen, und die ganze Familie steht hinter dir!"

Enkel laut Tatanalytiker regelrecht "abgerichtet"
Der Psychologe und Polizist Barnabas Strutz liegt aufgrund seiner Erfahrung bei Tatanalysen meist völlig richtig. Für die "Krone" nahm er das besondere Verhältnis von Opa und Enkelsohn bei dem erschütternden Mordfall unter die Lupe.

"Krone": Der Opa dürfte laut den Ermittlern jemand sein, der rund um sich niemanden groß werden lässt. Er ist übermächtig, hält so alle klein, lässt keinen aus der Familie hochkommen. Stimmen Sie dem zu?
Barnabas Strutz: Dieses klare Psychogramm könnte den Einfluss des Großvaters erklären. Aber der 18-Jährige hatte noch das Leben vor sich. Er muss aber in seiner Entwicklung klein geblieben sein. Er wurde offenbar von seinem Großvater als kleiner Komplize aufgezogen, abgerichtet wie ein Hunderl. So etwas gelingt sehr gut, wenn man mit Kindern früh anfängt, sie zu manipulieren.

"Krone": Von den Mordermittlern wird das Verhältnis zwischen Opa und Enkelsohn buchstäblich als "Hörigkeit" beschrieben.
Strutz: Interessant wäre, welche Rolle der Vater dabei spielt. Der Opa kann seine Rolle nur übernehmen, wenn der Vater schwach ist und als Vorbild und Führungspersönlichkeit ausfällt.

"Krone": Das erklärt, wieso der 18-Jährige seine Oma als Auftragstäter ermordet haben soll, aber nicht, warum es so brutal abgelaufen ist. Wie erklären sie sich diese Brutalität?
Strutz: Der Großvater muss ihm eingeimpft haben, dass die Oma böse ist. Typisch ist, wenn ich einem Kind immer einrede, dass alles, was die Großmutter macht, niederträchtig ist. So etwas nennt man "induzierter Wille", es wird eine künstliche Realität geschaffen. Deshalb auch diese hasserfüllte Tat.

"Krone": Aber der Großvater war ja in der Gemeinde hoch angeschrieben, war Hauptschuldirektor und Kustos des Heimatmuseums.
Strutz: Er dürfte offensichtlich ein Alphatier sein, wie es die Lehrer früher speziell auf dem Land oft waren. Der Enkel will dem Opa immer entsprechen, tut alles, was er schafft, um vom Opa eine Bestätigung zu bekommen.

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