Jazz-Fest-Opener

Charles Bradley bringt das WUK zum Kochen

Musik
26.06.2012 01:13
Im reifen Alter von 62 Jahren hat Charles Bradley im Vorjahr mit "No Time For Dreaming" sein spätes Debütalbum veröffentlicht. Mit diesem im Gepäck bestritt der US-Sänger, der schon im Vorjahr bei einem Gratiskonzert am Rathausplatz das Publikum verzückt hatte, den Auftakt des heurigen Jazz Fest Wien und brachte am Montag mit seinen souligen wie kraftvollen Songs das ausverkaufte WUK zum Kochen.
(Bild: kmm)

Im Vorprogramm heizte eine Stunde Maalo, eine rot-weiß-rote Formation um den Wiener Produzenten Albert O. Mair, dem Publikum ein. Die achtköpfige Band spielte eine Mischung aus Funk, Soul und Reggae und stellte Teile ihrer aktuellen Platte "Funk Fellows" vor, darunter den Titeltrack und den Song "New Pearls".

Um 22 Uhr betrat dann Bradleys sechsköpfige Begleitband, The Extraordinaires, die Bühne und stimmte das dicht gedrängte Publikum mit drei Intrumentalnummern auf die 63-jährige Soul-Entdeckung ein. Bradley selbst erschien rund sieben Minuten später und begeisterte gleich bei "Heartaches And Pain" sowie dem darauffolgenden Titelsong seines Debüts "No Time For Dreaming" mit sängerischer Urgewalt. Man hört Bradley, der bei einer James-Brown-Tribute-Show im New Yorker Stadtteil Brooklyn entdeckt wurde, bei jeder einzelnen Note an, dass er ein steiniges Leben und mehrere Schicksalsschläge hinter sich hat.

Reminiszenzen an James Brown & Co.
Jahrzehntelang war der 1948 in Florida geborene Bradley durch die USA gezogen, hatte sich als Koch in Sozialprojekten sowie Psychiatrien verdingt und nebenbei versucht, im Showbusiness Fuß zu fassen. "Gerade als ich schon aufgegeben hatte, hat sich dann das Wunder ereignet", erinnerte sich Bradley, dessen Gesang stark an 60er- und 70er-Jahre-Soulgrößen wie James Brown, Otis Redding, Sam Cooke oder etwa Ernie Hines erinnert, in einem Interview.

Vermutlich ist Bradleys bewegte Vita mit ein Grund, warum sein Retro-Soul nicht aufgesetzt, sondern authentisch und aufrichtig klingt. Man nimmte es ihm ab, wenn er in Songs wie "The World (Is Going up in Flames)" oder (der Zugabe) "Why Is It So Hard?" thematisiert, dass sich die Lage der schwarzen Bevölkerung in den USA trotz Barack Obama bis dato nicht wirklich verändert hat.

Leidenschaftliche Show
Die recht junge weiße Band ("Ich nenne die Burschen meine Söhne", O-Ton Bradley) folgte gekonnt den klassischen Mustern des Souls und wob einen groovenden Soundteppich für Bradleys unglaubliche Stimme. "The Screaming Eagle Of Soul", wie sein Keyboarder den 63-Jährigen im Laufe des Abends mehrfach ankündigte, begeisterte mit einer leidenschaftlichen Show und einigen Tanzeinlagen.

Neben eigenen Songs gab Bradley auch zwei Coverversionen zum Besten, darunter auch Neil Youngs einzigen Nummer-eins-Hit "Heart Of Gold". Bevor er den Konzertabend mit der einzigen Zugabe "Why Is It So Hard" schloss, hatte der 63-Jährige schließlich noch einen Rat fürs bunt gemischte Publikum parat: "Gebt nie eure Träume auf. Auch wenn sie klein sind - lasst sie wachsen."

Nicht ganz überraschend für einen Mann, dessen eigene Träume sich erst in einem Alter erfüllten, in dem viele Gleichaltrige nur noch an die Pension denken. Nach knapp 90 Minuten verließ Bradley dann die Bühne, suchte das Bad in der Menge und ließ sich vom begeisterten Publikum umarmen und bejubeln - vielleicht, weil er diesbezüglich einiges nachzuholen hat.

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