Österreicher hilft

Die verkauften Schlepper-Kinder Bulgariens

Österreich
02.04.2012 08:18
Wenige Kilometer außerhalb von Pleven in Nordbulgarien gibt es einen Markt, auf dem Roma-Mädchen wie Sklaven angepriesen werden. Je schöner und zierlicher sie sind - und je besser sie stehlen und betteln können -, desto mehr sind sie wert. Die Käufer sind führende Köpfe der bulgarischen Schlepper-Mafia. Sie bringen die wehrlosen Kinder nach Österreich, Deutschland oder Griechenland und lassen sie für sich arbeiten. Österreich hilft den Opfern mit Krisenzentren.

Die 16-jährige Viktoria (Bild rechts) war erst 13 Jahre alt, als sie von ihren Eltern wie ein Stück Vieh an eine andere Familie verscherbelt wurde und heiraten musste. Drei Tage lang sperrte man sie damals in einen dunklen Kellerraum. Immer wieder wurde sie von ihrem gleichaltrigen Ehemann, dem Schwiegervater und einem "Onkel" vergewaltigt – um sie gefügig zu machen.

Nach Jahren der Qual sollte auch sie ins Ausland geschafft werden. Vermutlich als Prostituierte oder Diebin oder beides. Doch die 16-Jährige – sie ist im sechsten Monat schwanger – suchte Schutz in einem Krisenzentrum. Eine Einrichtung, die vor Jahren in Bulgarien noch undenkbar gewesen wäre.

Rot-weiß-rote Hilfe
Dem Österreicher Norbert Ceipek (zweites Bild) ist es zu verdanken, dass die Politiker in dem osteuropäischen Land sensibler für die Schicksale ihrer Heranwachsenden geworden sind. Denn wenn ein bulgarisches Mädchen in Wien aufgegriffen wurde, landete es immer in der "Drehscheibe Augarten", jener Organisation der MA 11, die von Ceipek und seiner Stellvertreterin Karin Hirschl geleitet wird. Und als die Sozialarbeiter sie zurück in ihre Heimat brachten, stellten sie fest: Die jungen Opfer landen wieder in den Fängen der Kriminellen, die sie das nächste Mal mit einem falschen Namen nach Österreich einschleusen.

Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, nahm der Leiter der "Drehscheibe" mit bulgarischen Politikern Kontakt auf und setzte schließlich durch, dass Krisenzentren nach Wiener Art in ganz Bulgarien gebaut werden. "Hier können die Kinder schlafen, essen, spielen und werden von ihren Betreuern in die Schule gebracht. Die Kleinen sind für Menschenhändler dadurch uninteressant", erklärt Ceipek.

Alarmierende Zahlen
Dennoch sind die Zahlen alarmierend: Mehr als 200.000 Mädchen und Buben rekrutiert die Schlepper-Mafia jährlich in Europa. Bulgarien ist auf dem dritten Platz jener Länder, aus denen die Opfer kommen. Viktoria ist indessen, wie ihre acht Mitbewohner, in Sicherheit. Doch bis die tiefen seelischen Wunden heilen, wird es noch Jahre dauern.

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