Wehrpflicht-Streit

Darabos holte sich in Berlin Tipps von der Bundeswehr

Österreich
07.09.2011 18:42
In Deutschland ist die Wehrpflicht bereits seit 1. März ausgesetzt. Die Umstellung der Bundeswehr auf ein differenziertes Mischsystem läuft nach einigen Anlaufschwierigkeiten mittlerweile weitgehend pannenfrei. Welche Erkenntnisse aus der Armee-Reform bei den Nachbarn zu ziehen sind, erkundete Verteidigungsminister Norbert Darabos bei seinem Amtskollegen Thomas de Maizière in Berlin am Mittwoch.

Auch in Deutschland waren die Aussetzung der Wehrpflicht und die Reform der Bundeswehr von zähen und teilweise heftigen Debatten zwischen den Parteien begleitet. Aber der damals als aufgehender Star am politischen Himmel gehandelte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg konnte sich letztlich (auch gegen Widerstände seiner eigenen Partei, der CSU) durchsetzen. Allerdings hinterließ Guttenberg, der nach einer Plagiatsaffäre im Frühjahr Hals über Kopf aus Amt und Politik flüchten musste, seinem Nachfolger Thomas de Maizière – ein langjähriger und enger Vertrauter der deutschen Kanzlerin Angela Merkel – ein regelrechtes Chaos im Verteidigungsressort.

Diese Schwierigkeiten und wie sie bisher weitgehend gelöst werden konnten, ließ sich Darabos am Mittwoch von seinem Amtskollegen in Berlin berichten. Darabos: "Ich schau mir an, wie es bei der Bundeswehr läuft. Man muss offen sein, und das Positive nehmen wir mit und aus dem weniger Guten ziehen wir unsere Lehren."

Deutscher Kollege glaubt an ausreichende Freiwilligen-Zahl
Erster Programmpunkt war dann auch eine Inspektion im "Zentrum für Nachwuchsgewinnung OST", wie im sperrigen Militärjargon eine der Rekrutierungsanlaufstellen in Berlin bezeichnet wird. Neue Soldaten nach der De-facto-Abschaffung der Wehrpflicht zu gewinnen, war zu Beginn der Reformdebatte in Deutschland auch eine der größten Bedenken bei der Bundeswehr-Umstellung. Diese Sorge ist, wenngleich zahlreiche Bewerber nach wenigen Monaten wieder aus dem Bundeswehrdienst ausscheiden, unterdessen weitgehend entkräftet. Verteidigungsminister Thomas de Maizière sagte erst unlängst, dass die Zahlen besser seien als erwartet. "Ich gehe davon aus, dass wir auch in den kommenden Jahren ausreichend Freiwillige und Zeitsoldaten bekommen."

Laut deutschem Verteidigungsministerium haben sich bis zum 1. Juli bereits 3.761 Zeitsoldaten für 24 Monate oder länger verpflichtet. Bei den Offiziersanwärtern wäre das für heuer angestrebte Ziel schon zu 95 Prozent erfüllt, bei den Unteroffizieren und den Mannschaften liegt die Quote bei 77 Prozent.

Den – auch in Österreich – häufiger vorgebrachte Bedenken, das Niveau der Bundeswehrsoldaten werde mit dem Ende der Wehrpflicht sinken, hält Thomas de Maizière seine bisherigen Erfahrungen entgegen: "Das Bildungsniveau der Freiwilligen ist so, dass sich die meisten Unternehmen danach die Finger lecken."

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