Nach 18 Jahren Haft

Drei Kindermorde in den USA: “Schuldig” und dennoch frei

Ausland
20.08.2011 16:21
Drei wegen bestialischer Kindermorde verurteilte Amerikaner haben nach 18-jährigem Kampf dank eines legalen Justiz-Manövers ihre Freiheit wiedererhalten. Damien Echols (im Bild links), Jason Baldwin (rechts) und Jessie Misskelley (Bildmitte) legten das sogenannte Alford-Eingeständnis ab, wonach sie bei gleichzeitiger Unschuldsbeteuerung "schuldig" seien, und wurden danach enthaftet.

Im Laufe der Jahre waren immer stärkere Zweifel an der Schuld der Gefangenen aufgekommen, am Freitag verließen sie das Bezirksgericht in Jonesboro (Arkansas) als freie Männer.

Nach Medienberichten ließen der Richter und die Staatsanwaltschaft die drei gehen, nachdem ein neuer Prozess wegen der wackeligen Beweislage immer wahrscheinlicher geworden war. Prominente wie der Schauspieler Johnny Depp und Eddie Vedder von der Gruppe Pearl Jam hatten sich zuletzt für sie eingesetzt, drei Dokumentarfilme waren über den spektakulären Rechtsfall um die "West Memphis Three" gedreht worden.

Achtjährige Buben grausam ermordet
Die Echols, Baldwin und Misskelley zur Last gelegten Verbrechen im Jahr 1993 hatten US-weit besondere Abscheu ausgelöst. Die Opfer waren drei achtjährige Buben, sie waren nackt, an Händen und Füßen zusammengebunden und teilweise verstümmelt tot in einem Wassergraben in West Memphis aufgefunden worden. Rasch kamen Gerüchte auf, dass die Kinder Opfer satanischer Rituale geworden seien. Echols, Baldwin und Misskelley seien damals Anhänger der Heavy-Metal-Szene gewesen, Außenseiter, die sich schwarz gekleidet hätten.

Der vermeintliche Durchbruch für die Polizei kam nach Schilderung der Medien, als der damals 17-jährige Misskelley überraschend gestand und Echols sowie Baldwin belastete. Die Verteidigung machte später geltend, dass die Strafverfolger gezielt Druck auf den Burschen ausgeübt und sich seinen niedrigen Intelligenzquotienten zunutze gemacht hätten. Misskelley habe dann aber rasch sein Geständnis widerrufen. Dennoch wurden die drei im Mordprozess 1994 schuldig gesprochen, Echols erhielt die Todesstrafe, die beiden anderen lebenslange Haft.

Dank "Alford-Eingeständnis" frei
Frei kamen sie am Freitag mithilfe eines selten angewendeten, aber legalen Manövers, das "Alford-Eingeständnis" genannt wird. Demnach erklärt sich ein Angeklagter formell schuldig, bleibt aber zugleich bei seiner Unschuldsbeteuerung. Im Gegenzug dazu wurden die drei Männer zu gut 18 Jahren Gefängnis verurteilt, genau die Haftzeit, die sie bereits verbüßt haben. Wie sie auf ihrer ersten Pressekonferenz in der Freiheit sagten, wollen sie jetzt weiter daran arbeiten, ihre Unschuld klar nachzuweisen.

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