Goodbye, Butterfly

Artensterben in Salzburg – kaum noch Heuschrecken

Salzburg
23.11.2010 17:03
Die "Rote Liste" bedrohter Arten wird auch in Salzburg immer länger: 63 Prozent der Schmetterlingsarten sind bereits für immer verschwunden. Und: Wer hat heuer noch Heuschrecken in einer Wiese hüpfen gesehen? Biologen haben die 57 Arten der Grashüpfer jetzt in Salzburg verfolgt - und ein Buch darüber geschrieben.

"Es ist die unglaublich intensive Landwirtschaft", sagt Biologe Helmut Wittman, "durch die alles kaputtgeht. Wenn sechs Mal im Jahr gemäht wird, werden Wiesen zu reinen Ertragsflächen und jeder Lebensraum für Tiere wird dabei vernichtet." Und weil es sich dabei um einen schleichenden Prozess handelt, fällt das Verschwinden der Tiere lange nicht auf. "Das Artensterben", so Dr. Ingeborg Illich vom "Haus der Natur", "das beginnt nicht irgendwo in Afrika, sondern vor unserer Haustüre."

Und so haben sich Sabine Werner, Ingeborg Illich, Robert Lindner und Helmut Wittman darangemacht, ein Buch über die 57 Heuschreckenarten im Land zu schreiben: "Die kleinen Grashüpfer sind besonders gute Bio-Indikatoren für wertvolle Lebensräume."

Und kaum jemand weiß noch, dass sie auch Urheber eines ganz besonderen Brauches sind: Im Jahr 1338 fielen ganze Schwärme von ihnen im Lungau ein und sie fraßen alles kahl. "Die Bewohner banden damals alle Blumen, die sie noch fanden auf die Prangstangen und riefen den Hergott laut um Hilfe an", weiß Inge Illich. Fast 700 Jahre hat sich dieser Brauch mittlerweile gehalten, die Heuschrecken sind längst keine Bedrohung mehr.

Doch die kleinen grünen, braunen und manchmal auch rosaroten Hüpfer sind nicht nur Schädlinge, sie stehen auch am Anfang der Nahrungskette für viele Tiere. So ist zum Beispiel der Neuntöter bei uns fast ausgestorben, weil der Vogel seine Lieblingsnahrung (Heuschrecken) hierzulande nicht mehr vorfindet.

Goodbye, Butterfly
Norbert Winding, Chef im "Haus der Natur": "Unsere Biologen haben mit der Untersuchung über die Heuschrecken den ersten Band über die Salzburger Natur-Monographien abgeliefert. Als nächstes werden wir uns anderen gefährdeten Arten, wie etwa den Schmetterlingen widmen."

Von den bunten Großschmetterlingen sind in Salzburg bereits 62 Arten ausgestorben und weitere 328 gelten als gefährdet. Das Salzburger "Haus der Natur" widmet daher seine nächste Sonderausstellung "Lebensgefahr" den bedrohten Pflanzen- und Tierarten: Sie ist ab ab Mittwoch, dem 1. Dezember geöffnet.

von Wolfgang Weber, "Salzburger Krone"
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