Gimpl spricht ganz offen aus, wovon sonst nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird: "Da sind auch einige Kinder dabei, die schon ein stattliches Vorstrafenregister haben." Sie machten wegen Drogen, Diebstahl, Einbruch oder Gewaltdelikten schon mit der Polizei Bekanntschaft. "Und bei vielen passt es auch vom Elternhaus her nicht", fügt der Präsident des Landesschulrates hinzu.
Struktur geben und Beziehung aufbauen im Fokus
Wie etwa bei jener alleinerziehenden Mutter, die ihren 13-jährigen Buben vor die Tür setzte. "Sie sagte ihm, dass sie die Nase voll hat und sich nicht dauernd um den Buben und seine ganzen Probleme kümmern will – er solle sich ein anderes Quartier suchen", schildert Gimpl. Auch bei diesem Burschen versuchen die Schulpsychologen, ihm im Leben wieder "eine Struktur zu geben und eine Beziehung aufzubauen – das ist das Allerwichtigste", ist Gimpl überzeugt.
197 Mal mussten Psychologen 2009/10 ausrücken
Für diese schweren Fälle sind in Salzburg derzeit 17 sogenannte Integrations-Assistenten in den Schulen im Einsatz. Ewald Moser, Chef der Salzburger Schulpsychologen, schätzt die Zahl der verhaltensauffälligen Kinder in den Pflichtschulen unseres Landes auf 3.200. Gimpl schränkt aber ein: "Da sind alle Fälle mitgezählt – auch die typischen 'Flaschen', die zwar auffallen, aber trotzdem integriert sind." Nur für schwierigere Fälle werden die Psychologen geholt – das war im vorigen Schuljahr in Salzburg 197 Mal nötig.
Mosers Schätzung, dass 7,5 Prozent aller Schüler "auffällig" sind, gilt übrigens für ganz Österreich. Und "auffällig" soll man nicht mehr sagen, weil es diskriminierend ist – der verharmlosende Fachausdruck heißt jetzt "verhaltensoriginell"...
von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
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