"Krone"-Interview

Grazerin hilft nach Flut in Pakistan: “Das geht alle an”

Steiermark
22.08.2010 16:58
Die 36-jährige Grazerin Monika Kalcsics (im Bild) ist seit Donnerstag für die Caritas in Pakistan, um nach der Flutkatastrophe zu helfen. Die "Krone" hat mit ihr gesprochen: "Schuld ist der Klimawandel und der geht die ganze Welt an!", plädiert sie für mehr Spenden für die betroffenen Menschen.

"Krone": Seit wann sind Sie in Pakistan?
Monika Kalcsics: Seit Donnerstag. Ich war im Norden, bin jetzt in der Hauptstadt Islamabad, dann geht's weiter in den Süden, wo immer noch alles unter Wasser steht.

"Krone": Was genau tun Sie?
Kalcsics: Auch drei Wochen nach der Katastrophe fehlt es am Nötigsten. Wir verteilen nach wie vor Notpakete mit Lebensmitteln, Wasser, Hygieneartikeln, Tabletten für die Wasserreinigung und so weiter.

"Krone": Sie hatten schon viele Einsätze für die Caritas. Ist dieser in Pakistan anders?
Kalcsics: Das ist der schlimmste Einsatz. Ich bin seit sieben Jahren für die Caritas unterwegs, habe nach dem Tsunami und dem Erdbeben in Haiti geholfen. Dort sind viele, viele Menschen gestorben, aber noch nie waren so viele Menschen von einer Katastrophe betroffen wie hier in Pakistan. Und das macht mich sehr, sehr betroffen.

"Krone": Die Spendenfreudigkeit ist (noch) nicht so groß wie etwa nach dem Erdbeben in Haiti. Viele fürchten, ihre Spenden würden nicht bei jenen ankommen, die sie dringend brauchen.
Kalcsics: Sechs Millionen Menschen sind betroffen. Beim Erdbeben und dem Tsunami geschah das Unglück binnen Sekunden, die ganze Welt stand damals unter Schock. Die Flutwelle in Pakistan ist, wie der UNO-Generalsekretär meinte, ein Tsunami in Zeitlupe. Die Menschen brauchen Zeit, um zu begreifen.

"Krone": Die Vorbehalte bezüglich Pakistan gibt es dennoch.
Kalcsics: Pakistan hatte in den vergangenen Jahren eine extrem schlechte PR. Viele glauben, dass das Land voll mit Terroristen ist, aber ich treffe hier keine Menschen, die mit den Taliban sympathisieren, weil die viel zu radikal sind. Die Flut in Pakistan ist ein Folge des Klimawandels - und der kennt keine Landesgrenzen. Schuld ist nicht Pakistan, der Klimawandel geht alle, die ganze Welt an!

"Krone": Wie sieht die Zukunft der betroffenen Regionen aus?
Kalcsics: Ein großes Problem ist, dass im September eigentlich die Aussaat beginnen sollte, das aber nicht möglich ist, weil die Felder zum Beispiel verschlammt sind. Ohne Aussaat gibt es keine Ernte. Wir müssen aufpassen, dass Pakistan nicht von der Flut- in die Hungerkatastrophe schlittert. Auch die Hygiene kann ein großes Problem werden.

"Krone": Wie lange bleiben Sie noch vor Ort?
Kalcsics: Etwa zehn Tage, dann gibt es einen Teamwechsel.

von Gerald Richter, "Steirerkrone"

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