Schweiz

Fluglotsen-Mord aus Rache

Ausland
26.02.2004 19:41
Der Mord an dem 36-jährigen Fluglotsen der Schweizer Flugsicherung skyguide am Dienstagabend dürfte ein Racheakt gewesen sein. Ein 48-Jähriger dürfte den Lotsen erstochen haben, weil dieser am Tod seiner zwei Kinder und seiner Frau Schuld sei, die bei einem Flugzeug-Zusammenstoß über dem Bodensee gestorben waren.
Der verdächtige 48-Jährige hatte sichbereits in der Vergangenheit bei Gedenkveranstaltungen besondersgetroffen gezeigt. Bei dem Flugzeugzusammenstoß am 1. Juli2002 in Überlingen am Bodensee hatte er seinen Sohn, seineTochter und seine Frau verloren. Der Mann war auf dem FlughafenZürich festgenommen worden. Er habe zwar noch kein Geständnisabgelegt und ein Alibi, verschiedene Indizien wiesen jedoch aufihn als möglichen Täter hin, sagte der zuständigeStaatsanwalt Pascal Gossner am Donnerstag vor Journalisten inZürich.
 
Racheakt eines Vaters
Der jetzt Festgenommene war unter anderem bei derTrauerfeier in Überlingen im vergangenen Sommer durch seinenSchmerz aufgefallen. Auch bei seiner Festnahme habe sich der Mannauffällig benommen, sagte Gossner. "Er verhielt sich so,dass man den Eindruck hatte, dass er den tragischen Verlust...noch nicht verarbeitet hat und noch nicht verkraften kann", sagteder Staatsanwalt. Schon direkt nach dem Mord hatten die Ermittlereinen Racheakt vermutet. Beim Flughafen und in Hotels wurden Namenmit den Listen der Hinterbliebenen der Opfer, die meisten ausder Teilrepublik Baschkirien, verglichen. So kam man auf die Spurdes jetzt Verhafteten.
 
Der brutale Tathergang
Eine arglose Nachbarin hatte dem mutmaßlichenTäter den Weg zum Haus des Lotsen gewiesen, als der Unbekannteihr einen Zettel mit dem Namen des Dänen vorhielt. Der ChefKriminalpolizei Zürich, Georges Dulex, berichtete, die Tathabe sich am Dienstag kurz vor 18.00 Uhr ereignet. Der Verdächtigesei zum Haus des Lotsen gegangen und auf der Terrasse auf seinOpfer gestoßen. Ehefrau und Kinder hätten zwar Lärmgehört, die Tat jedoch nicht unmittelbar miterlebt. Der Dänewurde durch zahlreiche schwere Stich- und Schnittwunden auch inHerz und Lunge getötet. Als mutmaßliche Tatwaffe wurdein der Nähe ein Klappmesser mit 14 Zentimeter langer Klingesichergestellt.
 
 
Schuld an 71 Toten?
Dem ermordeten Lotsen der Flugsicherung skyguide,der in der Unfallnacht Dienst hatte, war in der Öffentlichkeiteine Mitschuld an dem Unglück gegeben worden. 71 Menschenstarben bei der Katastrophe. Nach Angaben Gossners hat sich derVerdächtige, dessen Identität nicht bekannt gegebenwurde, zur Tatzeit in der Schweiz aufgehalten und wurde in derUmgebung des Tatortes festgenommen. Ein dort gefundenes Klappmesserwerde derzeit untersucht.
 
Pause schuld am Unglück?
Der Fluglotse arbeitete für die Schweizer Flugsicherungskyguide, die während des Unglücks für die Überwachungdes Luftraums über dem Bodensee verantwortlich war. Nachdem Unglück war skyguide kritisiert worden, da der Fluglotsezu dem Zeitpunkt der Kollision die Radaranlage alleine überwachte,während sein Kollege Pause machte.
 
Mitarbeiter schockiert
Die Flugsicherungsfirma zeigte sich entsetzt überdie Tat: "Die Mitarbeiter der skyguide sind schockiert, entsetztund zutiefst bestürzt. Mit unseren Gedanken sind wir beider Familie und den Freunden", hieß es in einer Mitteilungam Dienstagabend. Sieben Mitarbeiter blieben am Mittwoch zu Hause.
 
Sicherheitsmaßnahmen: Flugverkehrreduziert
Die Flüge über dem Luftraum Zürichwerden von Mittwoch an um 40 Prozent reduziert, teilte skyguidemit. Von der Maßnahme werden auch An- und Abflüge aufden Flughafen Zürich betroffen sein. Es sei mit Verspätungenzu rechnen. Die Maßnahme diene zur Sicherheit des Flugverkehrsund soll die Schockbelastung der Mitarbeiter auffangen, hießes in einer Pressemitteilung. Die Räumlichkeiten sowie einigeMitarbeiter von skyguide werden laut Schweizer online Zeitung"Blick" bewacht.
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