Pete Doherty war gestern, jetzt ist mit Peter (wie er nun offenbar genannt werden will) sein eigentlicher Vorname auf dem Cover seines neuen Albums abgedruckt. Und das bewegt sich musikalisch zwischen Dylan-eskem Folk (etwa beim Opener "Arcadie"), 1920-Jahre-Swing ("The Sweet By and By") und melancholischem Akustik-Pop. In den Texten stellt sich Doherty seiner Drogen-Abhängigkeit, seinen Ängsten und Komplexen.
Der gemeinsam mit "Broken Love Song" wohl am meisten ins Ohr gehende Titel ist "Last Of The English Roses" (siehe Video oben), die erste Single des Albums (die aber hierzulande nur als Download-Single zu haben ist). Der Song zollt einem Mädchen Tribut, das bereits seit den Kindertagen auf derselben Wellenlänge wie Doherty schwimmt. Mit dem gemeinsam mit Carl Barat geschriebenen "A Little Death Around Her Eyes" gewährt Doherty einen weiterer Blick in die Vergangenheit. Der Song sei zu 80 Prozent seiner, erklärt Pete(r) im Vorfeld der Veröffentlichung, aber ein paar klassische Barat-Songzeilen seien eben auch enthalten.
Auch ein Duett findet sich auf der CD. Die schottische Singer/Songwriterin Dot Allison hat mit Doherty das tragische Liebeslied "Sheepskin Tearaway" geschrieben und singt auch auf dem Track. Textpassagen wie "Sie öffnete ihr Herz einem Rabauken, er war voller Narben und Herion" lassen vermuten, dass der Sänger in dem Stück seine inzwischen beendete Beziehung mit Super-Model Kate Moss musikalisch verarbeitet hat.
Blur-Gitarrist Coxon als Mitstreiter
Aufgenommen hat Doherty das neue Album in den Londoner Olympic Studios unter der Regie des Produzenten Stephen Street (The Smiths, Blur). Musikalisch unter die Arme gegriffen haben ihm bei den Aufnahmen seine Babyshambles-Bandkollegen und Blur-Gitarrist Graham Coxon, der zehn der zwölf der Songs mit seinem Spiel veredelte. Auf Empfehlung von Street zu den Sessions gestossen, fungierte Coxon wie eine Autorität bei den Aufnahmen und ließ seinen musikalischen Stammbaum einfließen. "Graham hat an fast allen Songs mitgearbeitet“, erzählte Doherty kürzlich und merkte mit einem Augenzwinkern an: "Er war wahrscheinlich öfter im Studio für das Album als ich selbst."
Fazit: Doherty präsentiert sich auf "Grace/Wastelands" von einer eher ungewohnt ruhigen Seite. Das Album wartet mit gediegenem Akustik-Sound auf, überzeugt mit ansprechenden Arrangements und lässt die Hoffnung zu, dass der 30-Jährige sich jetzt langsam vom Skandal-Rocker hin zum erwachsen Musiker entwickeln wird.
8 von 10 Punkten
von Wilhelm Eder
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