BAWAG-Prozess

Flöttl-Mitarbeiter: Daten nach PC-Fehler weg

Österreich
14.09.2007 09:04
Der langjährige Mitarbeiter von Investmentbanker Wolfgang Flöttl, David Worsfold (Bild), hat am Donnerstag im BAWAG-Prozess den Verlust der Unterlagen zu den Geschäften von Flöttls Firma Ross Capital mit der BAWAG erläutert. Die Geschäfte seien zwar schon im Computer der Firma dokumentiert gewesen, ein Hardware-Fehler nach dem Jahr 2000, als die Firma ihren Betrieb eingestellt hatte, habe jedoch die Daten vernichtet, sagte der Brite Worsfold bei seiner von einem Dolmetscher im Gerichtssaal aus dem Englischen übersetzten Zeugeneinvernahme. "So ein Pech", kommentierte Richterin Claudia Bandion-Ortner. Worsfold sagte auch, dass die BAWAG 1998 einziger Kunde von Flöttls Firma gewesen sei.

Die Flöttl-Firma auf Bermuda, Ross Capital, habe ihre Geschäfte immer telefonisch abgeschlossen. Daraufhin kamen schriftliche Bestätigungen der Geschäftspartner per Fax. Die Geschäfte wurden dann EDV-mäßig verbucht, schilderte Worsfold. Die Daten gebe es aber nicht mehr. Zu Jahresende 2000 wurde die Gesellschaft aufgelöst, dann sei das EDV-System noch 18 Monate gelaufen.

"Dann hatten wir ein Hardware-Versagen, das konnte nicht behoben werden", sagte Worsfold. "Gab es keine Sicherungskopien?" fragte die Richterin nach. "Doch", so der Zeuge, aber als man die Bänder abgespielt habe, habe man festgestellt, dass sie leer und beschädigt waren.

BAWAG 1998 einziger Kunde von Flöttls Firma
Die BAWAG war nach seiner Einschätzung im Jahr 1998 der einzige Kunde der Flöttl-Firma Ross Capital auf den Bermudas, sagte Worsfold. Im Jahr 1998 sei die Flöttl-Firma - vor Eintreten der großen Verluste im Herbst 1998 - rund 200 Millionen Dollar (144 Millionen Euro) wert gewesen. Nach dem großen Verlust durch die Spekulation auf einen fallenden Yen war der Wert von Ross Capital dann "Null", so der Zeuge. Für die Firma habe damals Insolvenzgefahr bestanden.

Der von der BAWAG nach dem Verlust von 639 Millionen Euro im Herbst 1998 an die Flöttl-Firma zur Verfügung gestellte "Betriebsmittelkredit" sei von Ross Capital dazu verwendet worden, um die Verpflichtungen wie Bonuszahlungen an Händler zu erfüllen. Der Rest sei in Dollar-Yen-Geschäfte investiert worden, um das verlorene Geld zurückzuverdienen, führte Worsfold aus. Über den Verbleib der Unterlagen zu diesen Geschäften aus dem Jahr 1999 wisse er nichts, "vielleicht ging einiges nach New York", nachdem die Ross Capital auf Bermuda nach dem Jahr 2000 geschlossen worden war.

Zeuge: Elsner sagte Flöttl, er solle aggressiver investieren
Bei den weiteren Investitionen im Jahr 2000 mit BAWAG-Geldern habe Flöttls Firma zunächst sehr klein begonnen und einen kleinen Betrag verloren. Später sei man größere Risiken eingegangen, vor allem mit dem Yen-Swap. "Flöttl sagte, er habe mit Elsner gesprochen, wir sollten aggressiver sein", erklärte der Zeuge.

Als es auch im Jahr 2000 zu großen Verlusten bei den Yen-Spekulationen kam wurden die Fonds aufgelöst. Mit den noch verbliebenen Werten seien Verpflichtungen von Ross Capital bezahlt worden. "Warum sollte das die BAWAG bezahlen?" wunderte sich Richterin Claudia Bandion-Ortner.  

Ursprünglich war Worsfold für den 20. September als Zeuge geladen, die Richterin hatte seine Einvernahme jedoch vorgezogen, als sie hörte dass er sich gerade in Österreich befinde.

Foto: Martin A. Jöchl

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