Siebenfacher Mord

Zwei Verdächtige nach Massaker in Restaurant

Ausland
07.02.2007 14:55
Nach dem Blutbad im niedersächsischen Sittensen hat die Polizei zwei Tatverdächtige festgenommen. Es handle sich um zwei 29 und 31 Jahre alte Vietnamesen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die beiden seien bereits am Montag festgenommen wurden. Bei dem Massaker in einem China-Restaurant waren in der Nacht zum Montag vier Männer und drei Frauen teilweise gefesselt und anschließend erschossen worden. Nur die knapp zwei Jahre alte Tochter der Lokal-Besitzer hatte das Blutbad überlebt.

Die Männer seien Montagmittag bei einer "Routinekontrolle" in Wildeshausen im Kreis Oldenburg in einem blauen gemieteten Kleinwagen gestoppt worden. Sie hätten sich nicht ausweisen können. Bei den Verdächtigen sei eine weiße Substanz gefunden worden, die einer der Männer als Kokain bezeichnet habe. Ob dies in einem Zusammenhang mit den Morden stehen könnte, wollte die Polizei nicht sagen. Ferner seien in dem Auto Zettel "mit Bezügen zum Tatort" entdeckt worden. Genauere Angaben wollte die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" dazu nicht machen. Ein blauer Kleinwagen sei auch am Montag vor der Tat in Sittensen von mehreren Zeugen gesehen worden. Am Dienstag hatte die Polizei insgesamt drei Wohnungen der Vietnamesen in Bremen und Ahlhorn durchsucht.

Tochter der Restaurant-Betreiber überlebte Blutbad
Vier der sieben erschossenen Asiaten sind inzwischen identifiziert worden. Es handelt sich um das Betreiber-Ehepaar, ein 36-jähriger Hongkong-Chinese und seine 32 Jahre alte Frau gleicher Herkunft. Beide hatten einen britischen Pass. Die kleine zweijährige Tochter des Paares hat das Blutbad überlebt. "Das Kind ist in Sicherheit und in einer gesundheitlich stabilen Verfassungen", sagte Andreas Tschirner vom Landeskriminalamt Niedersachsen.

Außerdem kamen bei dem Blutbad in der Nacht zum Montag ein 31- jähriger Thailänder aus Wolfenbüttel sowie eine 36 Jahre alte Kellnerin malaiischer Herkunft aus Soltau ums Leben. Deren Ehemann hatte das Verbrechen entdeckt, als er seine Frau von der Arbeit abholen wollte. Bei den anderen drei Opfern konnte nach Angaben der Ermittler bisher weder Identität noch Nationalität geklärt werden.

HIntergründe der Tat weiterhin unklar
Die Hintergründe der Tat sind nach wie vor unklar. Spekuliert wird über einen Überfall chinesischer Mafiabanden, den Triaden, sowie über Schutzgelderpressung. Die sieben Toten sollen mindestens vier verschiedenen Nationalitäten angehören. Unter ihnen ist das Betreiber-Ehepaar des China-Restaurants. Der 36 Jahre alte Mann und seine 32 Jahre alte Frau sind nach Polizeiangaben identifiziert worden.

"Untypisch für organisierte Kriminelle"
Der Berliner Kriminalitäts-Experte Klaus von Lampe erklärte, das Blutbad sei für das Vorgehen organisierter Krimineller untypisch. "Das sieht eher nach einem Raubüberfall aus, der außer Kontrolle geraten ist." Denkbar sei allerdings auch, dass die Täter ein Exempel statuierten, um Machtverhältnisse zu ändern, sagte der Experte. Frank Federau vom Landeskriminalamt Niedersachsen erklärte, chinesische Banden seien bislang kaum als Drahtzieher in der Organisierten Kriminalität bekannt. "Chinesen haben bei den erkannten Delikten eine ganz, ganz untergeordnete Rolle gespielt."

Bei der Sonderkommission meldeten sich bis Dienstagmittag rund 60 Zeugen, die am Sonntagabend in dem Restaurant zu Gast waren oder Beobachtungen gemacht haben. "Für eine Bewertung dieser Aussagen ist es viel zu früh", sagte ein Polizeisprecher. Derzeit lasse sich nicht einmal feststellen, wann der letzte Gast das Lokal verlassen habe.

"Das so etwas möglich ist"
Die 5.600-Einwohner-Gemeinde Sittensen stand am Tag nach der grausigen Tat unter Schock. "Das so etwas überhaupt möglich ist", sagte ein Nachbar, dessen Haus kaum 20 Meter neben dem Tatort steht. Gehört habe er in der Mordnacht nichts. Er kenne das Ehepaar, seit es vor mehr als neun Jahren hierher gekommen sei. Es sei ausgesprochen sympathisch und immer zuvorkommend gewesen.

Das Verbrechen war in der Nacht zum Montag von einem 47-Jährigen entdeckt worden, der gegen 0.30 Uhr seine Frau von der Arbeit in dem Restaurant abholen wollte. Der Mann fand die Erschossenen - unter den Opfern war auch seine Frau.

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