Martyrium in Steyr:

“Frauen tun alles aus großer Angst”

Oberösterreich
19.09.2017 06:00

Unvorstellbare acht Jahre lang wurde eine heute 38-jährige Frau von ihrem Lebensgefährten (41) aus Steyr, wie berichtet, mit Gewalt zur Prostitution gezwungen. Sie musste mit älteren Männern schlafen und ihnen das Geld abluchsen - insgesamt rund 437.000 Euro! Warum sie sich nicht früher gewehrt und befreit hat, erklärt Juristin Eva Schuh vom Gewaltschutzzentrum Oberösterreich in Linz.

"Krone": Nicht weniger als acht Jahre dauerte das Martyrium für die heute 38-jährige Frau. Warum hat sie sich nicht gewehrt und ist von ihrem Peiniger geflüchtet?
Eva Schuh: Die Opfer werden in solchen Fällen so unter Druck gesetzt, dass sie keinen Ausweg mehr sehen und um ihr Leben fürchten. Sie werden geschlagen und haben so große Angst, dass sie alles tun, was ihnen gesagt wird. Sie sind mit ihrem Selbstwertgefühl total am Ende.

"Krone":Die Opfer sehen also überhaupt keinen Ausweg mehr aus ihrer schlimmen Lage?
Schuh: Nein, denn der psychische Druck, der auf ihnen lastet, der ist so groß, dass sie sich ihrem Schicksal ergeben und die langen Qualen erleiden.

"Krone":Kennen Sie beim Gewaltschutzzentrum solche Fälle?
Schuh: Ja, zu uns kommen immer wieder Frauen, die auch ein jahrelanges Martyrium mitmachen mussten. Meist sind ja auch die Kinder davon betroffen. Der aktuelle Fall von Steyr ist da leider gar keine Ausnahme.

"Krone": Die Opfer vertrauen sich auch lange niemanden an?
Schuh: Das große Problem ist ja auch: Wenn sie von ihrem schlimmen Schicksal jemanden etwas erzählen, wird ihnen oft nicht geglaubt. Sie sind dann völlig erleichtert, wenn sie zu uns kommen und wir ihnen glauben.

Interview: Johannes Nöbauer

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