Erfolg für Libyen

Gadafis Geburtsstadt Sirte vom IS befreit

Ausland
05.12.2016 15:20

Regierungstreue Milizen haben nach monatelangen Kämpfen die letzte Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat in Libyen erobert. Die Truppen hätten am Montag die Hafenstadt Sirte vollständig unter Kontrolle gebracht, teilte ein Sprecher der mit der Einheitsregierung in Tripolis verbündeten Einheiten mit. Der IS ist damit zwar in dem ölreichen nordafrikanischen Land weiterhin präsent, kontrolliert aber keine Städte mehr. Zwischenzeitlich hatte er in Libyen ein rund 300 Kilometer langes Gebiet am Mittelmeer beherrscht.

Sirte galt lange als heimliche Hauptstadt des IS in Libyen. Die Extremisten hatten den Geburtsort des ehemaligen Langzeitmachthabers Muammar al-Gadafi Anfang 2015 eingenommen. Im Mai begannen regierungstreue Milizen eine Offensive, um den IS zu vertreiben. US-Jets unterstützten die Operation zuletzt mit Luftangriffen.

Mindestens 600 Tote aufseiten der Angreifer
Nach anfänglichen Geländegewinnen verlangsamte sich jedoch der Vormarsch der Angreifer. Häuserkämpfe und Selbstmordattentäter des IS ließen die Zahl der Opfer stark steigen. Insgesamt starben seit Mai mindestens 600 regierungstreue Kämpfer.

Der Sprecher der regierungstreuen Milizen, Radi Issa, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Einheiten hätten am Montag in Sirte auch das letzte noch von den Extremisten gehaltene Viertel Jisa Bachria unter Kontrolle gebracht. Das Gebiet werde jetzt nach IS-Kämpfern durchsucht, die sich versteckt haben könnten.

Libyen versinkt im Bürgerkrieg
Libyen versinkt seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Gadafi 2011 in einem Bürgerkrieg. Zudem konkurrieren zwei Regierungen miteinander. Eine von den UN unterstützte Führung in der Hauptstadt Tripolis konnte ihre Macht bisher nur auf Teile des Landes ausdehnen. Das international anerkannte Parlament im ostlibyschen Tobruk verweigert der Einheitsregierung die Legitimierung.

Der IS machte sich das Chaos und innenpolitische Vakuum in Libyen lange zunutze. Nach Syrien und dem Irak entwickelte sich das Land zum wichtigsten Stützpunkt für die Terrormiliz. Zahlreiche Extremisten aus anderen Ländern sollen hier Zuflucht gefunden haben. Kämpfer der Terrormiliz sollen noch in der Wüste im Süden des Landes und in der Stadt Bengasi zu finden sein.

"Viele Terroristen weiter im Land"
UN-Libyen-Vermittler Martin Kobler hatte in der vergangenen Woche gewarnt, der IS werde in dem Land trotz der Niederlage als Territorialmacht gefährlich bleiben. "Viele Terroristen haben sich im Land zerstreut und haben Schläferzellen gegründet. Sie werden irgendwann mal wieder aufwachen", sagte Kobler. Dass die Dschihadisten an anderen Orten in Libyen ein neues sogenanntes Kalifat aufbauen könnten, schloss er nicht aus.

Mit der Niederlage in Sirte erlitt der IS vorerst jedenfalls einen weiteren Rückschlag. Zuletzt hatten die Extremisten sowohl in Syrien als auch im Irak große Gebiete verloren. Im Nordirak läuft seit mehreren Wochen eine Großoffensive auf die IS-Hochburg Mossul.

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