Ärzte als "Sieger"

Wirbel um neue Hausapotheken-Regelung

Steiermark
30.03.2016 20:10

Die Nachbesetzung von Landarztpraxen ist eine oft schwierige Angelegenheit. Als "Zuckerl" für junge Mediziner gilt das Recht auf eine Hausapotheke; sie bringt Zusatzeinnahmen. Die Bundesregierung plant jetzt neue Regelungen: Hausapotheken sollen einfacher genehmigt werden. Die Apothekerkammer ist verärgert.

Sechs Kilometer: Das ist derzeit die magische Grenze bei der Übergabe einer Arztpraxis an einen Nachfolger. Nur wenn der Mindestabstand zur nächsten öffentlichen Apotheke sechs Kilometer beträgt, darf die Hausapotheke weiterbestehen.

Manchmal fehlen nur wenige Meter. Das führt etwa im Fall von Mooskirchen zu einem kuriosen Streit, ob schmale ehemalige Feldwege in die Berechnung einbezogen werden oder nicht… Auch in Hatzendorf, wo ein Nachfolger für einen pensionierten Arzt (der allerdings selbst keine Hausapotheke hatte) gesucht wird, ist die Praxis nur knapp innerhalb des "Sperrzone".

"Ein Dutzend Hausapotheken gerettet"
Nun plant die SPÖ-ÖVP-Bundesregierung eine Erleichterung: Bald soll die Grenze nur noch bei vier Kilometern liegen. "Laut unseren Berechnungen könnte so ein gutes Dutzend Hausapotheken in der Steiermark gerettet werden", freut sich Jörg Garzarolli, Obmann der niedergelassenen Ärzte. Für ihn ist die geplante Gesetzesänderung "endlich ein erster Schritt, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung gerade in exponierten Lagen zu sichern. Hier ist die Hausapotheke als Zubrot für praktische Ärzte notwendig."

"Wollen Giftzähne ziehen"
Gar nicht glücklich sind die Apotheker. "Die Koalition hat das Wunschkonzert der Ärztekammer gespielt. Mit der neuen Regelung würden sicher weniger Apotheken eröffnet werden", ärgert sich Präsident Gerhard Kobinger. Die Ausgabe von Arzneimitteln sei eindeutig Aufgabe der Apotheken, nur sie könnten eine Vollversorgung mit Tausenden Medikamenten bieten. "Überall dort, wo eine Hausapotheke geschlossen wurde, hat sich die anfängliche Aufregung rasch gelegt."

Noch ist das Gesetz im Parlament in Wien nicht beschlossen. Die Chancen, es noch zu kippen, sind gering, gibt Kobinger zu. "Wir wollen aber versuchen die Giftzähne zu ziehen…"

Daten & Fakten

  • In der Steiermark gibt es derzeit laut Kobinger 194 öffentliche Apotheken. Dem stehen gut 160 Hausapotheken bei praktischen Ärzten gegenüber.
  • Seit 2006 gilt bei der Übergabe von Arztpraxen: Nur wenn ein Mindestabstand von sechs Kilometern zur nächsten öffentliche Apotheke gegeben ist, darf die Hausapotheke weitergeführt werden. Nun soll die Grenze auf vier Kilometer reduziert werden.
  • Laut Kobinger machen Apotheken 70 Prozent ihres Umsatzes mit von Ärzten ausgestellten Rezepten. Sind Hausapotheken in der Nähe, fällt dieser Umsatz weg - die öffentliche Apotheke ist "nicht lebensfähig".
  • Die Hälfte aller Hausapotheken in der EU befindet sich in Österreich, kritisiert Kobinger.
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