"Krone"-Serie

Nach 20 Jahren Forschung: Medikament gegen Ebola

Wissenschaft
02.03.2016 17:34

Nach 20 Jahren Forschung schafften Wissenschaftler eine kleine Sensation. Sie entwickelten ein Medikament gegen Ebola. Prof. Dr. Herta Steinkellner war von Anfang an bei der Entwicklung hochwirksamer Antikörper gegen Ebola-Viren dabei.

Im August 2015 erhielt das Medikament ZMapp™ von der US-Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) den sogenannten "Fast Track Status". Diese Zuerkennung bedeutet eine rasche therapeutische Anwendung einer Substanz, ganz ohne die aufwendigen Verfahren, die sonst für die Zulassung neuer Medikamente notwendig sind.

Das war eine beruhigende Nachricht, denn 2014 hielt eine noch nie da gewesene globale Verbreitung des Ebola-Virus große Teile der Menschheit in Bann, und ein Medikament, geschweige denn eine vorbeugende Behandlung waren weit und breit nicht in Sicht.

Produdziert durch biotechnologische Methoden in Pflanzen
Die Substanz, die sich hinter dem seltsamen Namen ZMapp™ verbirgt, ist ein Cocktail hochwirksamer Antikörper gegen Ebola-Viren. Produziert werden sie durch biotechnologische Methoden in Pflanzen, die ja ähnliche biologische Werkzeuge zur Herstellung von Eiweißstoffen - also auch Antikörpern - besitzen wie Tiere. Das ist eine kleine Sensation, denn die künstliche Herstellung menschlicher Eiweißstoffe zu therapeutischen Zwecken hat bislang hauptsächlich in tierischen Zellkulturen funktioniert.

"Jahrelange Grundlagenforschung notwendig"
Herta Steinkellner und ihr Team an der Universität für Bodenkultur in Wien waren bei dieser Entwicklung von Anfang an mit dabei. Seit nunmehr 20 Jahren forschen sie an der Weiterentwicklung des pflanzlichen Produktionssystems von Eiweißstoffen, und letztendlich war die Wiener Gruppe maßgeblich an der Entwicklung von ZMapp™ beteiligt. "Solche Ergebnisse erfüllen uns natürlich mit Stolz", meint Steinkellner, "doch bevor es zu einem Produkt wie ZMapp™ kommt, ist jahrelange Grundlagenforschung notwendig. Es ist ein großer Fehler zu glauben, man könne das Wissen von anderen einfach übernehmen, denn bis das Anwendungspotenzial von wissenschaftlichen Ergebnissen erkannt wird, sind diese oft schon mit fremden Patenten geschützt."

Fördergeber von H. Steinkellner sind unter anderem der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF), die Österreichische Forschungsgesellschaft (FFG), die Europäische Union sowie Biotec-Firmen.

Zur Person:
Prof. Dr. Herta Steinkellner ist Molekularbiologin am Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Seit 2010 ist sie Leiterin des Laura Bassi Zentrums "Plant Produced Proteins". Es ist eines der acht Zentren, das vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft eingerichtet wurde und von Expertinnen, die innovative Forschung in Naturwissenschaft, Technik und Technologie betreiben, geleitet wird.

In der Serie "Krone der Wissenschaft" stellt die Kronen Zeitung Projekte österreichischer SpitzenforscherInnen vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmunität an der Medizinischen Universität Innsbruck.

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