In seiner neuen Kolumne in der „Tiroler Krone“ spricht der Tiroler Lehrlingsexperte David Narr über die Möglichkeiten einer Polytechnischen Schule (kurz Poly) und welche Bedeutung diese Schule für das Bildungssystem hat.
Die Polytechnischen Schulen sind das Sprungbrett in die Lehre – und damit ein entscheidender Teil der Fachkräfteausbildung. Sie brauchen endlich mehr Aufmerksamkeit und Rückhalt. Ich habe in dieser Kommentarreihe schon oft beschrieben, welche großartigen Chancen Jugendliche mit einer Lehre haben. Die Lehre ist top – modern, zukunftssicher und praxisnah. Aber: Es gibt Bereiche, wo man genauer hinschauen und etwas verbessern muss. Dazu gehören die Polytechnischen Schulen. Sie sind eine wichtige Brücke zwischen Pflichtschule und Lehre – aber sie haben bei uns nicht den Stellenwert, den sie eigentlich verdienen.
In den letzten Jahren haben sich die Schülerzahlen verringert. An kleineren Standorten gibt es deshalb zu wenig Klassen oder Fachbereiche.
Lehrlingsexperte David Narr
Poly als entscheidendes Bindeglied
Das Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer Tirol hat sich kürzlich einstimmig für eine Stärkung der Polytechnischen Schulen ausgesprochen und damit ein klares Signal gesetzt. Der Antrag greift viele Punkte auf, die längst fällig sind. Das Poly ist ein entscheidendes Bindeglied im Bildungssystem. Hier finden Jugendliche heraus, wo ihre Talente liegen, und bekommen Einblicke in die Berufswelt. Sie lernen, was es heißt, praktisch zu denken, anzupacken, Verantwortung zu übernehmen. Rund 1400 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit eine der 26 Tiroler Polytechnischen Schulen – das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie wichtig dieser Schultyp für die Fachkräftezukunft ist.
Wer eine Schule betreiben will, muss auch investieren. Gute Ansätze sind da, doch es fehlt an Ernsthaftigkeit und Tempo.
Lehrlingsexperte David Narr
In den letzten Jahren haben sich die Schülerzahlen verringert. An kleineren Standorten gibt es deshalb zu wenig Klassen oder Fachbereiche. Es entstehen Qualitätsunterschiede, und an manchen Schulen fehlt es an Fachlehrkräften. Das Land hat zwar eine Modernisierung angekündigt, aber viele Projekte – etwa die Sanierung des Standorts Hall bzw. die Zusammenlegung mit Wattens – stecken seit Jahren fest. Auch die Gemeinden als Schulerhalter sind in der Pflicht. Wer eine Schule betreiben will, muss auch investieren. Gute Ansätze sind da, doch es fehlt an Ernsthaftigkeit und Tempo.
Deswegen muss sich jetzt was bewegen. Tirol braucht eine landesweite Qualitäts- und Standortstrategie. Alle Regionen sollen Zugang zu starken Polys haben – mit technisch und didaktisch top ausgestatteten Werkstätten, mit klaren Fachprofilen sowie regionalen Kompetenzzentren. Sie müssen zudem eng mit den Fachberufsschulen verknüpft sein, um vorhandene Infrastruktur und Wissen optimal zu nutzen. Dazu kommt die Ausbildung von mehr Fachlehrerinnen und Fachlehrern, denn ohne Lehrkräfte nützt die schönste Ausstattung nichts.
Das Poly ist kein Auslaufmodell, sondern ein Zukunftsmodell. Deswegen verdienen diese Schulen Wertschätzung, Vertrauen und professionelle Rahmenbedingungen.
Lehrlingsexperte David Narr
Auch auf Bundesebene ist die Richtung klar: Im Regierungsprogramm steht die Stärkung der Polytechnischen Schule als „Zubringerschule zur Lehre“ – mit einem Ausbildungsreifezertifikat, das künftig nur die Polytechnischen Schulen vergeben sollen. Auch das muss zügig umgesetzt werden. Diese Maßnahmen sind kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunft. Denn ohne Polytechnische Schulen verlieren wir eines der wichtigsten Sprungbretter in die Lehre.
Darum mein Fazit und zugleich die gute Nachricht: Das Poly ist kein Auslaufmodell, sondern ein Zukunftsmodell. Deswegen verdienen diese Schulen Wertschätzung, Vertrauen und professionelle Rahmenbedingungen.
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