Die Gewerkschaft schlägt Alarm! Laut einer Erhebung der Statistik Austria sind 60 Prozent der Erwerbstätigen psychischen Risiken am Arbeitsplatz ausgesetzt. Die Krankenstandstage haben sich seit Mitte der 1990er verfünfacht. Die Gewerkschaft ortet ein strukturelles Problem und nimmt Arbeitgeber in die Pflicht.
Die Zahlen sind alarmierend: Laut Befragung im Rahmen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria fühlen sich 60 % der Erwerbstätigen psychischen Risiken am Arbeitsplatz ausgesetzt, 38,3 % leiden unter starkem Zeitdruck oder Überlastung. Rund ein Drittel kämpft mit schwierigen zwischenmenschlichen Situationen. 4,1 % sind von Gewalt bedroht, 3,2 % erleben Mobbing.
Immer mehr Beschäftigte stehen unter massivem psychischen Druck. Die Ursachen liegen häufig in der Arbeitswelt: Überlastung, Personalmangel und permanenter Leistungsdruck bringen viele Menschen an ihre Grenzen.

Sonja Föger-Kalchschmied, Tirols geschäftsführende ÖGB-Vorsitzende
Bild: ÖGB Tirol
Krankenstandstage aufgrund psychischer Belastungen verfünffacht
„Zeitdruck, Überstunden und Personalmangel sind längst keine Ausnahme, sondern Alltag – und dieser Alltag macht krank!“, warnt Föger-Kalchschmied. Die Folgen sind für die Betroffenen und auch die Volkswirtschaft verheerend: Über 40 % der Invaliditätspensionen sind auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Krankenstandstage aufgrund psychischer Belastungen haben sich seit Mitte der 1990er-Jahre mehr als verfünffacht. Die Kosten für die Volkswirtschaft liegen bei 3,3 Milliarden Euro jährlich. „Diese Zahlen zeigen: Es geht hier nicht um Einzelschicksale, sondern um ein strukturelles Problem, das uns alle betrifft – sozial wie wirtschaftlich“, zeigt Föger-Kalchschmied auf.
Psychische Gesundheit ist kein Nice-to-have – sie ist die Basis für ein funktionierendes Arbeitsleben!

Sonja Föger-Kalchschmied, Tirols geschäftsführende ÖGB-Vorsitzende
Bild: ÖGB Tirol
Arbeitgeber in der Pflicht
ÖGB-Landesgeschäftsführer Benjamin Praxmarer sieht hier die Arbeitgeberseite in der Verantwortung und erinnert an die gesetzlich verankerten Verpflichtungen: „Die Evaluierung psychischer Belastungen ist Pflicht, kein optionaler Goodwill. Wer psychische Gesundheit ernst nimmt, muss Prävention, Betreuung und Sicherheit im Betrieb zusammendenken. Letztendlich profitieren wir alle – auch die Unternehmen – von gesunden und leistungsfähigen Beschäftigten.“
Er fordert unter anderem Arbeitspsychologinnen und Arbeitspsychologen verpflichtend als dritte Präventivkraft in allen Betrieben, den gezielten Ausbau von Gesundheitsförderung im Betrieb mit besonderem Augenmerk auf psychischer Gesundheit, mehr Betriebsräte, Schutz vor Gewalt am Arbeitsplatz durch verpflichtende Deeskalations- und Führungskräftetrainings sowie eine einheitliche psychosoziale Versorgung auf Kassenkosten.
Der ÖGB selbst ist bei Bedarf eine entsprechende Anlaufstelle: In allen Tiroler Bezirken bietet der ÖGB in Kooperation mit geschulten Therapeut:innen kostenlose und anonyme Erstberatung bei Mobbing und Burn Out an.
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