Die ÖVP hat – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene – alle Register gezogen, um den wortgewaltigen Zillertaler Franz Hörl als Nationalrat zu verhindern. Doch nun ist er zurück im Hohen Haus in Wien.
Hörl ist ein Politiker mit Ecken und Kanten, der seine Meinung sagt und auch dazu steht. Mit seinen Aussagen hat er sich nicht erst einmal eine blutige Nase geholt. Er ist kein Abnicker oder einfacher Handaufheber. Genau deswegen hat der streitbare Zillertaler, der im Dezember 69 Jahre alt wird, auch nicht nur Freunde in seiner Volkspartei.
Das war auch der Grund, warum man bei der letzten Wahl alles, aber wirklich alles, versucht hat, Hörl loszuwerden. Auf der Landesliste wurde er, der 2019 noch die Nummer 2 hinter einer gewissen Margarete Schramböck in Tirol war, erst gar nicht mehr berücksichtigt. Und auf Bundesebene setzte man ihn auf Platz 21. In der Hoffnung, dass er, der (für die Partei) Unbequeme, dann nicht zum Zug kommen würde.
Fünfter Platz bei den Vorzugsstimmen
Dann kam die Wahl (29. September 2024) – und mit ihr viele Veränderungen, auch in personeller Hinsicht. Der Kuchen wurde neu verteilt und man hat seitens der Bundes- und Landespartei alles unternommen, um den Gerloser als Nationalrat zu verhindern. Doch da Hörl mithilfe von Inpublic, jener Agentur, die bereits maßgeblich an der Wahl von Johannes Anzengruber zum Innsbrucker Bürgermeister beteiligt war, einen gewaltigen Wahlkampf hinlegte, tat sich die ÖVP natürlich schwer.
Hörl bekam auf dem aussichtslosen 21. Platz mehr als 4000 Vorzugsstimmen und belegte somit Platz 5 auf der Bundesliste – und das alles ohne Unterstützung seiner Partei.
Wie man Hörl zunächst verhinderte
Doch seine Partei zog alle Register und versuchte sogar mit der einen und anderen Linken, Hörl auszusperren. Zur Erklärung: Es ist in der ÖVP Usus und politischer Anstand (das muss nicht zwingend ein Widerspruch sein), dass man das „niedrigste“ Mandat (1. Regionalwahlkreis, 2. Landes- und 3. Bundesliste) annimmt. Das wurde aber plötzlich nicht mehr eingehalten.
Foul Nummer 1: Elisabeth Scheucher-Pichler aus Kärnten nahm als Platz 12 das Bundeslistenmandat an, obwohl sie auch ein Landeslistenmandat hatte. So kam ein zweiter Kärntner zum Zug.
Foul Nummer 2: Irene Neumann-Hartberger aus Niederösterreich auf Platz 14 nahm ebenfalls das Bundesmandat an, was einem weiteren Niederösterreicher den Einzug in den Nationalrat ermöglichte. Im Übrigen ist das der Regionalwahlkreis von Bundeskanzler Christian Stocker, der nun drei Mandate hat.
Schützenhilfe von Verfassungsrechtler
Nach dem Rückzug von Ex-Ministerin Susanne Raab wäre schließlich Hörl zum Zug gekommen, doch auch das wollte man noch verhindern. Da wurde Hörl dann aber richtig sauer. Außerdem gibt es Verfassungsrechtler, die die Vorgangsweise rund um die Mandatsverzichte rechtlich infrage stellten. Deswegen gab man den Kampf schließlich auf – und Hörl kam zum Zug. Die Freude der Partei hält sich weiter in Grenzen, doch für die wichtige Tourismus- und Seilbahnbranche sollte das sicherlich kein Nachteil sein.
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