80 Prozent von 85 Ortsstellen stimmten am Samstag in Telfs auf der außerordentlichen Landesversammlung gegen die Entlassung der aktuellen Landesleitung der Einsatzorganisation. Landesleiter Ekke Wimmer bleibt.
Es hatte nach einem regelrechten Aufstand ausgesehen. Zwölf der insgesamt 91 Ortsstellen der Tiroler Bergrettung hatten eine außerordentliche Landesversammlung in der Landesfeuerwehrschule in Telfs bewirkt. Im Vordergrund stand der Tagesordnungspunkt „Vertrauensabstimmung über die Entlassung der Landesleitung“ – nähere Infos dazu im Artikel unten. Auch ein Antrag auf Rücktritt der aktuellen Hundeleitung wurde gestellt. Er fand ebenfalls keine Mehrheit.
Stefan Hochstaffl, Präsident der Bergrettung Österreich, hatte angeboten, interimistisch die Leitung der Tiroler Bergrettung zu übernehmen. Doch daraus wurde nichts. Das Ergebnis fiel für den Zillertaler und die anderen Antragsteller niederschmetternd aus.
Wir haben eine emotionale Diskussion von beiden Seiten erlebt. Jetzt blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.
Ekkehard Wimmer, Landesleiter Bergrettung Tirol
Bild: SIMON FISCHLER
Landesleiter Ekkehard Wimmer hingegen war die Erleichterung am frühen Nachmittag anzusehen. „Wir haben eine emotionale Diskussion von beiden Seiten erlebt. Jetzt blicken wir zuversichtlich in die Zukunft“, sagte der Unterländer im Gespräch vor Ort mit der „Krone“. Auf die kritischen Ortsstellen werde man zugehen, umgekehrt erwarte man das aber auch. Mit Herausfordererer Hochstaffl habe es bereits einen Handshake gegeben, das Verhältnis sei gut. „Wenn man gestritten hat, kann man sich ja auch wieder zusammenraufen“, bemühte der bestätigte Landesleiter eine alte Tiroler Weisheit.
Der Lawineneinsatz von Obergurgl sei schon vorher aufgeklärt gewesen, man wolle sich nun um eine gute Zusammenarbeit mit der Ortsstelle Obergurgl bemühen und Kontakt halten.
Der unterlegene Herausforderer Hochstaffl zeigte sich als fairer „Verlierer“. „Es handelt sich um einen demokratischen Prozess, das Ergebnis muss man akzeptieren“, sagte der Zillertaler. Allerdings bedauerte er, dass der Antrag auf Aufarbeitung aller strittigen Fragen durch einen Richter knapp abgelehnt worden sei. Und auch in anderen Punkten würden Fragen offen bleiben.
Deshalb ist es zum
Aufstand gekommen
Zwei Ereignisse haben zu dem Aufstand gegen die vor rund eineinhalb Jahren im Amt befindliche Landesleitung geführt. Zum einen wurde bei einem Hundekurs im Frühjahr 2025 eine Teilnehmerin sexuell belästigt. Den betroffenen Hundeführer hat man daraufhin aus der Bergrettung ausgeschlossen. Dazu hat die Landesleitung auch den Kursleiter, einen hochverdienten Bergretter und Hundeführer, aus der Bergrettung „verbannt“. Nicht, weil er selbst an diesem Übergriff beteiligt war – er hatte damit überhaupt nichts zu tun – , sondern weil er ihn verhindern hätte sollen.
Zum Vorfall in der Wattener Lizum kam dann noch eine Kontroverse beim Einsatz anlässlich eines Lawinenunglückes in Obergurgl – ebenfalls im März 2025. Der Ortsstellenleiter von Obergurgl, ein äußerst kompetenter Hundeführer und Bergretter, hätte einen Hubschrauber blockiert, weil er mit einem angeblich nicht geprüften Hund zum Einsatz flog. So lautete der Vorwurf. Der Mann legte daraufhin seine Funktion als Ortsstellenleiter zurück.
Die Gurgler Bergretter überlegen, die Ortsstelle aufzulösen und künftig mit einem – bereits gegründeten Verein – Menschen zu retten. Dies bestätigte gestern Bergretter Reinhard Scheiber aus Obergurgl.
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