Doku-Theater

Eichmann: Der Planer des Holocaust vor Gericht

Oberösterreich
17.09.2025 13:30

Am Sonntag steht „Eichmann vor Gericht“: Regisseur Peter Wittenberg und das Ensemble des Linzer Landestheaters führt einen Schauprozess durch, der im Jahr 1961 für weltweites Interesse sorgte. Adolf Eichmann, „Bürokrat des Todes“ und Massenmörder sitzt auf der Anklagebank im Saal des Linzer Landesgerichts.

„Es war die erste Live-Übertragung eines Prozesses im Radio“, sagt Regisseur Peter Wittenberg. „Alle hörten mit – tagelang, monatelang“. Er spricht vom Prozess gegen Adolf Eichmann, den Hauptverantwortlichen für die organisierte Verfolgung, Vertreibung und Deportation von Juden.

Eichmann (1906 bis 1962), der in Linz seine Jugend und Ausbildungsjahre verbrachte, war Mitverantwortlicher für die Ermordung von sechs Millionen Menschen. 1961 wurde ihm in Jerusalem der Prozess gemacht, dieser dauerte acht Monate – die Prozessakten könnten wohl einen Raum füllen.

Entlarvendes Interview eingearbeitet
Es gibt bereits (teils gescheiterte) Versuche, ein Theaterstück daraus zu machen, das diesen ungeheuerlichen Verbrecher gegen die Menschlichkeit, der vor Gericht log und leugnete, korrekt entlarvt. Nun wird am Landestheater Linz erneut ein Anlauf gestartet.

Probenszene: Sebastian Hufschmidt spielt Adolf Eichmann (li., stehend); Klaus Müller-Beck spielt ...
Probenszene: Sebastian Hufschmidt spielt Adolf Eichmann (li., stehend); Klaus Müller-Beck spielt den Generalstaatsanwalt (re., stehend);(Bild: Petra Moser)

Für „Eichmann vor Gericht“ griffen Wittenberg und sein Team wieder auf die Prozessakten zurück, und: „Wir haben auch neues Material, das erst später zugänglich wurde, eingebaut“, betont Dramaturgin Wiebke Melle. Sie spricht das „Sassen-Interview“ an, eine zentraler Beleg für Eichmanns Selbstbild, tief sitzenden Antisemitismus und Gefühlskälte. Es war einst noch vor dem Prozess geführt worden, dann lange nicht zugänglich.

Bei der Stückentwicklung hat man auch den Historiker Doron Rabinovici als Berater hinzugezogen, wir haben bereits darüber berichtet.

Nun wird Eichmann also wieder angeklagt
Der Schauplatz des Doku Theaters ist der Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Linz. Sebastian Hufschmidt sitzt als Eichmann auf der Anklagebank. Der Schauspieler sagt über die Figur: „Er hat eine Rolle gespielt und war der einzige, dem der Prozess Vergnügen bereitet hat.“

Statt Theaterbühne echter Gerichtssaal
Damals gab es 110 Zeugen, exemplarisch kommen im Stück vier zu Wort. Gezeigt wird, „wie geschickt er sich präsentiert hat und die Staatsanwälte zur Verzweiflung brachte, weil er es eloquent schaffte, Verantwortung abzuweisen – doch man setzte Winkelzüge, wo er nicht mehr auskonnte“, schildert Wittenberg die Dramaturgie. Der Schluss? „Ja, es gibt ein Urteil“, verrät er.

Das Stück „Eichmann vor Gericht“ hat am Sonntag, 21. September, die Premiere. Vor dem Einlass sollte man sich Zeit nehmen, da die übliche Kontrolle an der Schleuse im Gericht durchgeführt wird.

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