Bei der geplanten Geh- und Radwegbrücke im Grazer Süden wurde der Wassersportverein nicht mitgedacht. Die neuen Brückenpfeiler werden vor allem für Ruderanfänger zur Gefahr. Jetzt schlägt der Vereinsobmann Alarm: „Das wäre das Ende des Jugendruderns“, sagt Hans Jörg Kaltenbrunner.
Die Geschichte des Grazer Ruderclubs geht auf den Bau des Kraftwerks in Gössendorf zurück. Durch das ruhige Gewässer südlich von Graz wurde die Mur zum idealen Trainingsort für Leistungssportler und Hobbyruderer. „Unser Fokus liegt seit jeher auf der Jugendarbeit“, betont Hans Jörg Kaltenbrunner. Der Obmann sitzt im Vereinsgebäude – unten ein Bootshaus, im Obergeschoss ein Fitnessstudio und ein Gemeinschaftsraum mit zahlreichen Medaillen an der Wand.
Beim Blick aus dem Fenster wird allerdings deutlich: An dem sonst so ruhigen Mur-Abschnitt wird gebohrt und gehämmert. Die Südautobahn-Brücke wird auf aufwendige Art und Weise neu errichtet – vorbeirudern ist den Mitgliedern untersagt. „Unser Wunsch war diese Baustelle nicht. Aber die Asfinag hat das hochprofessionell abgewickelt und frühzeitig mit uns Kontakt aufgenommen“, sagt Kaltenbrunner.
„Wir haben nebenbei davon erfahren“
Genau das Gegenteil passierte im Fall der zweiten Baustelle. Gleich neben der Autobahnbrücke entsteht ein Übergang für Radfahrer und Fußgänger. Die Brücke in Form einer „doppelten Welle“ soll ab 2027 Liebenau und Feldkirchen verbinden, 6,5 Millionen Euro werden dafür in die Hand genommen. „Wir haben nur nebenbei davon erfahren“, sagt der 68-Jährige. Projektleiter Andreas Kammersberger bestätigt: „Mit dem Ruderclub wurde im Oktober 2023 ein erster Kontakt gesucht. Das war nach der Veröffentlichung unseres Siegerprojektes in den Zeitungen, der Wettbewerb war zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen.“
Der Verein wurde vor vollendete Tatsachen mit weitreichenden Konsequenzen gestellt. Denn die geplanten Brückenpfeiler in unmittelbarer Nähe des Steges machen das Anlegen mit Großbooten unmöglich und Ausfahrten für Anfänger zur Gefahr. „Das wäre das Ende des Jugendruderns“, ist Kaltenbrunner besorgt, „dabei sind Stadt und Land die Hauptträger unseres Clubs.“ Und er sagt: „Es ist auch fraglich, ob man wirklich innerhalb von fünf Kilometer viermal über die Mur fahren können muss.“
Wenn das derzeit in der Vorbereitung befindliche Siegerprojekt des Wettbewerbes umgesetzt werden soll, ist eine Umplanung ausgeschlossen.
Projektleiter Andreas Kammersberger (Abteilung 16)
Doch das Bauvorhaben scheint fix: „Wenn das derzeit in der Vorbereitung befindliche Siegerprojekt des Wettbewerbes umgesetzt werden soll, ist eine Umplanung ausgeschlossen“, sagt Kammersberger. Also keine Lösung in Sicht? Zwischenzeitig wurde der Steg Richtung Norden verlegt, wodurch allerdings der Weg zum Wasser für die Jugendlichen zu weit wurde. Gerade die Anfängerboote mit acht Sitzen und 17 Meter Länge lassen sich nicht hinüberschleppen.
Kaltenbrunners Vorschlag: „Ein zweites Bootshaus für Großboote.“ Das vorgelegte Konzept wird jetzt von der Abteilung 16 des Landes geprüft – die Fronten bleiben verhärtet. Scherereien, die seiner Meinung nach durch eine frühzeitige, gemeinsame Planung verhindert werden hätten können. „Man hätte die Brücke auch ganz ohne Säulen bauen können“, weiß Kaltenbrunner.
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