Zwar hofft der russische Präsident Wladimir Putin nach eigenen Angaben auf eine Fortsetzung der Friedensgespräche mit der Ukraine – die Ziele Moskaus blieben allerdings unverändert. Offensichtlich lässt er sich auch nicht mit den Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump stressen.
Gespräche seien immer nützlich, erklärte Putin bei dem Treffen auf der nordrussischen Klosterinsel Walaam. Sie sollten aber nicht mit Erwartungen überfrachtet werden und besser im Verborgenen laufen. Arbeitsgruppen könnten dabei mögliche Kompromisse erörtern, meinte der russische Präsident am Freitag bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko.
Dreist versuchte der Kreml-Chef, der Ukraine die Schuld an stockenden Gesprächen über eine Friedenslösung in die Schuhe schieben. „Wenn die Führung der Ukraine meint, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt sei, sondern man warten müsse, bitte schön, dann sind wir bereit zu warten“, sagte der Kremlchef nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. Er bezog das auf Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dass sinnvolle Gespräche eigentlich erst nach einem Machtwechsel in Moskau möglich seien.
Bei drei direkten Gesprächsrunden in Istanbul seit Mai haben sich die Seiten jeweils nur auf den Austausch von Gefangenen und die Rückgabe getöteter Soldaten einigen können. Kurz nach Putins Auftritt schrieb Selenskyj auf dem Portal X, wenn Russland wirklich sprechen wolle, sei er jederzeit zu einem Treffen mit dem Kremlchef bereit.
Russland fordert quasi Kapitulation
Putins Äußerungen lassen sich als Antwort auf die Drohung von US-Präsident Donald Trump verstehen, hohe Strafzölle gegen Russland und die Käufer von dessen Öl zu verhängen, wenn der Krieg nicht beendet werde. Die zuletzt von Trump genannte Frist betrug zehn Tage. Putin hat darauf nicht direkt reagiert, sondern das nach Worten von Kremlsprecher Dmitri Peskow zur Kenntnis genommen.
Der Kremlchef führte aus, seine 2024 formulierten Kriegsziele seien weiter gültig. Sie laufen für die Ukraine auf die Abtretung großer Gebiete, eine Entwaffnung und die Einsetzung einer moskaufreundlichen Regierung hinaus – damit faktisch auf eine Kapitulation.
Putin will Rechte für russische Kirche in der Ukraine
Putin forderte auf Walaam erneut, die Rechte der russischen orthodoxen Kirche und den Status der russischen Sprache in der Ukraine festzuschreiben. Die Sicherheit Russlands und der Ukraine sollten im europäischen Rahmen gesichert werden.
Lukaschenko unterstützte Putins Sichtweise: Die Ukraine fordere Unmögliches. Angesichts des Vormarsches russischer Truppen sollte Kiew angelaufen kommen, um mit Moskau zu verhandeln.
Russen rücken in der Ukraine vor
Die russischen Streitkräfte rücken unterdessen nach Angaben Putins entlang der gesamten Frontlinie in der Ukraine vor. Das geschehe trotz des Bestrebens des Westens, die russische Offensive aufzuhalten. Russlands Armee hat eigenen Angaben zufolge vor wenigen Tagen die Stadt Tschassiw Jar in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen, was Putin nun bekräftigte. Sollte sich das bestätigen, wäre es für Russland ein großer strategischer Erfolg, denn von Tschassiw Jar aus könnte das Militär auf weitere wichtige Städte in der Region Donezk vorstoßen, darunter Slowjansk und Kramatorsk. Die Ukraine bestreitet das.
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