Organisierte Drogenbanden aus dem Balkan im Visier heimischer Fahnder: Bereits 40 Täter wurden durch entschlüsselte Chats durch Ermittler des Landeskriminalamtes NÖ hinter Gitter gebracht. Tendenz steigend.
Sie sind den ganz dicken „Fischen“ auf der Spur. Die Drogenfahnder des Landeskriminalamtes (LKA) NÖ – Sondergruppe „Achilles“ – werten seit Monaten in akribischer Kleinarbeit Millionen von Chats aus, um international agierenden Banden das Handwerk zu legen. Nachdem der Krypto-Messengerdienst „Sky“ – ein von der organisierten Kriminalität gern genutzter verschlüsselter Server – 2021 vom FBI gehackt worden ist, sind weltweit Spezialisten mit der Auswertung beschäftigt.
Das LKA NÖ hat dabei Pins – individuelle Codes, die Nutzer identifizieren – vom Bundeskriminalamt zugeteilt bekommen. Österreich gilt hier als Balkan-Drehscheibe. Dabei werden Chats, Sprachnachrichten und Bilder der Berufsverbrecher durchforstet. Die Inhalte reichen von Suchtgift-Bestellungen, Beweisfotos von Drogenübergaben bis zu Mordaufträgen.
Es handelt sich dabei um organisierte Kriminalität mit Tätergruppierungen aus dem Balkanbereich, die auch nicht vor Mord zurückschrecken.
Stefan Pfandler, Leiter Landeskriminalamt NÖ
Bild: Imre Antal
Die Ermittler leisten sozusagen „Vergangenheitsbewältigung“, da es Chats früherer Jahre aufzuarbeiten gilt. Bislang wurden 100 Pins ausgewertet: „Bis wir mit allen durch sind, wird es sicher noch zehn Jahre dauern“, betont Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamts.
Meist müssen die Nachrichten erst übersetzt werden: „Die KI kann uns nur wenig helfen, da oft in Dialekten kommuniziert wird“, erklärt Gernot Grassmann, Leiter der Suchtgiftgruppe im LKA. Bisher konnten durch das Durchforsten der riesigen Datenmengen 40 Täter ausgeforscht werden. 37 davon sitzen hinter heimischen Gittern, drei sind in Deutschland in Haft. Ende Mai gelang es auf diese Weise, einen albanischen Drogenring in Niederösterreich zu zerschlagen. Weitere 24 Festnahmen sind noch offen.
Tätern werden oft weitere Delikte zugeordnet
„Einige Täter saßen bereits wegen anderer Delikte im Gefängnis, als wir deren Drogengeschäfte aufgedeckt haben“, so Grassmann. Allein durch die Pins konnten den Tätern bisher der Handel und Schmuggel von knapp vier Tonnen Cannabiskraut, 435 Kilo Kokain, fünf Kilo Heroin oder 80 Kilo MDMA nachgewiesen werden. Ein Teil davon wurde sichergestellt.
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