Während die Zahl der Drogentoten hierzulande stetig steigt, bleibt die Todesursache immer öfter ungeklärt. Denn nur bei Verdacht auf Fremd- verschulden wird eine gerichtsmedizinische Untersuchung angeordnet.
Es ist ein trauriger Trend: In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Drogentoten in Niederösterreich stark angestiegen. Auch heuer steuert man auf einen neuen Negativ-Rekord zu. Waren es im Jahr 2022 noch 56 Suchtmittelopfer, so gab es im Vorjahr bereits 67. Laut Polizei werden sie aber als Verdachtsfälle geführt, da ohne Obduktion völlig unklar ist, woran sie tatsächlich gestorben sind.
Und das ist gar nicht so selten: Im Vorjahr wurden 40 der Opfer nicht vom Gerichtsmediziner untersucht. Nur bei Verdacht auf Fremdverschulden wird seitens der Staatsanwaltschaft eine Obduktion angeordnet. Für die Polizei ein echtes Problem, da es damit schwierig wird, rasch neue Substanzen auszuforschen. „Diejenigen, die obduziert wurden, starben meist an einem Mischkonsum von Opiaten und Medikamenten“, hält Gernot Grassmann, Leiter der Suchtmittelgruppe im Landeskriminalamt NÖ, fest.
Mittlerweile werden weniger als 50 Prozent der Todesfälle obduziert. Dadurch wissen wir auch nicht, woran die Opfer gestorben sind. Das macht uns Sorgen, denn das Aufkommen neuer Substanzen ist damit weit schwieriger auszumachen.
Stefan Pfandler Leiter des Landeskriminalamtes NÖ
Bild: Imre Antal
Ein neues Phänomen, das die Fahnder beobachten, sei eine Änderung bei der Verortung der Drogentoten: Galt bisher das Industrieviertel als Hotspot für Suchtgiftopfer, ist es seit dem Vorjahr das Mostviertel. Knapp die Hälfte der Verstorbenen ist hier zu finden. Dabei haben es die Ermittler auch mit kuriosen Fällen zu tun: So wurden in einem Haus in St. Pölten innerhalb von nur wenigen Tagen gleich drei Drogentote entdeckt – eine im Keller, dann die Frau, die die erste Leiche gefunden hatte, und später noch ein Mann in jener Wohnung, in der eines der anderen Opfer gewohnt hatte.
Zahl der jugendlichen Opfer rückläufig
Auch das Alter der Drogentoten hat sich verschoben: Nachdem die Opfer zuletzt immer jünger wurden – wie etwa die beiden Mädchen, 14 und 17 Jahre alt, die in Heidenreichstein im Waldviertel eine Suchtgift-Party nicht überlebt hatten – liegt das Durchschnittsalter nun wieder wie vor der Corona-Pandemie zwischen 30 und 40 Jahren.
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